Die FED – ist die Zentralbank der USA privat?
Die FED (Federal Reserve System) ist die Notenbank und das Zentralbanksystem der Vereinigten Staaten von Amerika. Sie überwacht und steuert sowohl die Geldversorgung des Landes als auch die Aufrechterhaltung der Stabilität des US-Dollars sowie des gesamten US-Finanzsystems. Wie funktioniert diese übermächtig anmutende Zentralbank? Manche behaupten, dass die FED privat geführt sei. Was hat es mit ihr auf sich?
FED – Mannigfaltige Aufgaben und Ziele
Welche Aufgaben nimmt die FED konkret wahr? Die folgenden vier sind die Wichtigsten:
1. Geldpolitik:
Die FED steuert die Geldmenge und die Zinssätze im gesamten US-Finanzsystem. Dies wirkt sich unmittelbar auf Kreditvergabe, Wirtschaftswachstum und Schuldendienst des Staates für begebene Schuldverschreibungen aus. Sie hat also das Monopol auf die Ausgabe und damit auf die Menge an umlaufenden US-Dollar. Die Notenbank hat dadurch die Möglichkeit, Fiat-Geld (das nicht über einen inneren Wert verfügt) als Kreditgeld zu schaffen und es beispielsweise der US-Regierung gegen Zinsen zu leihen.
2. Währungsstabilität:
Um die Werthaltigkeit des US-Dollar zu erhalten und zu hohe Inflationsraten zu vermeiden, versucht sie, über die Steuerung der Geldmenge und bestimmter Marktinterventionen, den Wert des Dollars zu kontrollieren. In diesem Punkt steht auch die europäische Notenbank EZB in der Tradition der Deutschen Bundesbank, die für ihr Hauptziel bzw. ihre Geldpolitik bekannt war, die D-Mark und ihre Preisstabilität robust zu halten.
3. Bankenaufsicht:
Die FED als Zentralbank beaufsichtigt und reguliert alle Banken und anderen Finanzinstituten in den USA. Besondere Bedeutung hat hier die Sicherstellung der Stabilität der Institute. Dazu gehören Kontrollen bezüglich der Einhaltung von Vorschriften und Gesetzen und des Managements von Geschäftsrisiken. Im Falle von finanziellen Schieflagen kann die FED einschreiten, um Banken zu retten oder ihre Insolvenz zu verhindern.
4. Zahlungsabwicklung:
Ebenso zeichnet sie verantwortlich für die Verarbeitung und Abwicklung von Zahlungen zwischen Banken und anderen Finanzinstituten.
Zudem ist die FED mit dafür zuständig, die Goldreserven für das US-Finanzministerium und anderer Staaten zu lagern. In der Federal Reserve Bank of New York lagert mehr als ein Drittel des deutschen Goldbestandes.
Struktur der FED: Auf den ersten Blick staatlich – nicht privat
Während weltweit Zentralbanken dem jeweiligen Staat gehören, sind der Aufbau und die Eigentümerstruktur der Federal Reserve etwas komplexer. Das 1913 gegründete Institut ist dezentral angelegt. In zwölf Distrikten (Federal Reserve Disticts) existieren jeweils eigene Federal Reserve Banken als Notenbanken. Sie bilden zusammen das Federal Reserve System.
Die Hauptgremien sind:
· dem Board of Governors
· dem Federal Open Market Committee (FOMC)
· den zwölf regionalen Federal Reserve Banken
sowie mehrere tausend Mitgliedsbanken.
Die sieben Mitglieder des „Board of Governors“ werden vom Präsidenten auf 14 Jahre ernannt und vom Senat bestätigt. Sie vertreten als Gouverneure also Staatsinteressen, oft auch eine parteipolitische Linie.
Das „Federal Open Market Committee“ besteht aus den sieben Governors sowie aus fünf der zwölf Bank-Direktoren der zwölf regionalen Federal Reserve Banken. Sie werden durch ein Rotationsprinzip bestimmt. Hier treffen also Politiker und Bankdirektoren zusammen. In diesem Offenmarkt-Ausschuss wird die tatsächliche Geld- und Währungspolitik bestimmt, indem z.B. die Leitzinssätze festlegt werden.
Die Federal Reserve Banks sind die zwölf regionalen Federal Reserve Banken mit 25 Zweigstellen. An ihnen halten wiederum Privatbanken als Pflichtmitglieder die Aktien. Allerdings mit der Besonderheit, dass diese Aktien weder gehandelt noch verpfändet werden dürfen. Welche Banken Eigentümer sind, wird geheim gehalten. Ebenso, inwieweit sie Einfluss auf die Politik nehmen. Das Aktienkapital wird grundsätzlich mit 6 % verzinst. Anteilseigner mit mehr als 10 Mrd. USD (= 10 Billions im US-System) erhalten die Verzinsung 10-jähriger US-Staatsanleihen, höchstens aber 6 %. Der Rest des Zentralbank-Gewinns fließt an das Finanzministerium.
Die Begriffe – wie Governor (Gouverneur), Federal (Bundesstaatlich) oder Committee (Komitee) – erwecken stark den Eindruck staatlicher Strukturen. Die Geheimhaltung der Eigentümer und ihrer eventuellen Einflussmöglichkeiten machen den Aufbau entsprechend undurchsichtig. Als Zwischenfazit ist festzuhalten: Die FED ist weder eine staatliche Behörde noch befindet sie sich rein in privaten Händen. Besonders der Blick auf ihre Geschichte und ihre Gründung ist für das allgemeine Verständnis über das Wesen der Institution aufschlussreich.
Die Gründung der FED 1913 – Ein Treffen von Privat-Banken?
Im 19. Jahrhundert war die Bankenwelt in den USA vollkommen unreglementiert. Verschiedene Banken gaben Banknoten als ihre jeweils eigene Währung aus, was zu Hindernissen des freien Austauschs in der Wirtschaft führte. Außerdem kam es immer wieder zu Bankenzusammenbrüchen, bei denen die Kunden zumeist ihr gesamtes Geld verloren. Obwohl die US-amerikanische Wirtschaft zu diesem Zeitpunkt schon zu den größten der Welt zählte, passte ihr veraltetes Banksystem nicht zu der rasanten Wirtschaftsentwicklung.
Der aus einer angestammten Hamburger Bankiersfamilie stammende Paul Moritz Warburg erkannte diese Problematik sofort bei seiner Immigration in die USA 1902. Er entwickelte als erster einen Entwurf für die Neugestaltung der Bankenlandschaft durch die Schaffung einer Zentralbank, die wie nach dem Vorbild der Deutschen Reichsbank prinzipiell privat sein sollte. Die Deutsche Reichsbank war 1875 durch die Umwandlung der Preußischen Bank entstanden; die Anteile wurden ausschließlich privat gehalten. Andererseits unterstand sie direkt dem Reichskanzler, so dass die Politik die Zügel in der Hand hielt. Zunächst stieß Warburg weitgehend auf taube Ohren.
Ratgeber: Historisches Gold als Geldanlage
Ein einschneidendes Ereignis war die „Panik von 1907“, die einen festen Platz in der Börsengeschichte einnimmt. Damals kam es nach einem dramatischen Börsencrash und dem Zusammenbruch der Bank Knickerbocker Trust Company in New York zu einem Bank-Run; die Kunden stürmten daraufhin die Banken, um ihr Geld abzuheben. Die Zerwürfnisse an den Märkten zur damaligen Zeit sind auch als „Knickerbocker Crisis“ bekannt – die Bank spielte eine zentrale Rolle bei den Geschehnissen. Die erschöpften Bestände und Reserven an Gold waren ein Hauptgrund dafür, dass die Bank in Liquiditätsschwierigkeiten geriet.
Rockefeller, Morgan und die Insel
John Piermont Morgan (kurz: J.P. Morgan) hatte bis zu diesem Zeitpunkt allerdings vier Fünftel des gesamten US-Bargeldes in seinen Besitz gebracht. Als nun Banken unter dem Ansturm ihrer Kunden ihrerseits ihre Einlagen bei J.P. Morgans Banken abziehen wollten, weigerten sie diese, dem nachzukommen. Immer mehr Banken brachen zusammen.
Schließlich konnte unter Führung von J.P. Morgan von verschiedenen New Yorker Banken dem Markt genügend Liquidität zur Verfügung gestellt werden, um den Zusammenbruch weiterer Institute zu verhindern. Über die undurchsichtige Rolle von J.P. Morgan als Mitverursacher der Krise und Retter in der Not wurde viel diskutiert. Diese Ereignisse verdeutlichten aber drastisch die Notwendigkeit einer US-Zentralbank zur Sicherstellung der Liquidität der Finanzmärkte.
Das bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts geheim gehaltene Treffen im November 1910 im Jekyll Island Club auf Jekyll Island sollte ein Meilenstein in der Umsetzung einer privat gehaltenen Zentralbank für die USA werden. Der Club befand sich im Besitz von John D. Rockefeller, der damals der reichste Mann der Welt war, und von dem einflussreichen Bankier und Unternehmer J.P. Morgan.
Teilnehmer waren neben Paul Moritz Warburg die drei US-Bankiers Frank Vanderlip, President of the National City Bank of New York, Henry P. Davison und Arthur Shelton sowie der einflussreiche Senator Nelson W. Aldrich und Andrew Piatt, der führende Wirtschaftsökonom aus Harvard.
Der Plan des Senators
Aldrich, der aus armen Verhältnissen stammte und sein Vermögen mit spekulativen Investitionen erlangt hatte, war eine der treibenden Kräfte hinter dem Entstehen des Federal Reserve System. Aldrichs Tochter war mit dem einzigen Sohn von John D. Rockefeller Jr. verheiratet. In den zehn Tagen des Treffens wurde ein umfassender und detailreicher Plan zur Gründung einer US-Zentralbank ausgearbeitet, der als „Aldrich-Plan“ die Grundlage der späteren FED war.
Soll die FED privat sein? – Schon damals umstritten
Politisch war das Vorhaben aber äußerst umstritten. Denn es ging um eine politische Grundausrichtung: die Föderalisten wollten die USA zu dem föderalen, zentral geführten Staat machen, den wir heute kennen. Demgegenüber waren viele Politiker und wohl auch ein großer Teil der Bevölkerung kritisch jeglicher zentralen Instanz eingestellt. Dass sich nun die Wall Street durch eine Zentralbank, die privat ist, quasi selbst regulieren sollte, und so viel geballte Finanzkraft in einer Institution vereint werden sollte, stieß auf heftigen Widerstand.
Wir dürfen annehmen, dass sich auch unter den großen Unternehmerpersönlichkeiten der USA Gegner dieses Vorhabens befanden. Allerdings sind ihre Namen nicht explizit bekannt. Die Sieger schreiben die Geschichte, wie man so schön sagt.
Die Titanic & J.P. Morgan
Fakt ist, dass einige der reichsten Männer ihrer Zeit beim Untergang der Titanic im April 1912 ums Leben kamen. John Jacob Astor, der Begründer der legendären Hoteldynastie mit den Häusern Waldorf, Astoria und St. Regis, gehörte zu ihnen. Auch Unternehmer wie Isidor Straus, Teilinhaber der Warenhauskette Macy’s und Benjamin Guggenheim, Bergbaugroßmeister, überlebten den Untergang nicht. Da es sich bei der Jungfernfahrt der Titanic, dem Flaggschiff der White Star Linie, um eingesellschaftliches Ereignis handelte, befanden sich viele der reichsten Menschen ihrer Zeit an Bord.
Mehr Glück hatte J. P. Morgan, der Reedereibesitzer der White Star Linie, der nicht wie geplant zur Jungfernfahrt kam. Er meldete sich krank. Allerdings wurde er nur Tage später in Frankreich bei bester Gesundheit mit seiner Geliebten gesehen. Noch weitere 55 Passagiere hatten einen guten Riecher und sagten kurzfristig ab, darunter die Morgan-Freunde Henry Frick, Stahlmagnat und US-Botschafter in Paris, sowie George Vanderbilt, Mitglied der Industrie- und Eisenbahndynastie.
Nach vielen politischen Auseinandersetzungen setzten sich die Befürworter der Zentralbank durch. Zwischen dem 18. September und dem 22. Dezember 1913 wurde das Bundesgesetz durch den Kongress und den Senat angenommen. Nach der Wahl Woodrow Wilsons zum US-Präsidenten wurde schließlich kurz vor Weihnachten der Federal Reserve Act vom 23. Dezember 1913 verabschiedet, der mit Wirkung des selben Tag die Gründung der US-Zentralbank FED bewirkte.
Der libertäre Ökonom Murray N. Rothbard schrieb damals: „Die Finanzeliten dieses Landes haben das Federal Reserve System durchgedrückt und zwar als vom Staat geschaffenes und sanktioniertes Kartell, das es den Banken erlaubte, die Geldschöpfung auszuweiten, ohne dafür umgehend von ihren Kunden abgestraft zu werden.“
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Durch die Federal Reserve Acts von 1933 – übrigens dasselbe Jahr, als der private Besitz von Gold in den USA verboten wurde -, 1935 und 1977 wurden die Befugnisse der FED eingeschränkt. Bemerkenswerterweise wurde erst durch den Federal Banking Agency Audit Act von 1978 die FED unter die externe Finanzkontrolle des amerikanischen Rechnungshofs gestellt.
Es ist insgesamt also schwer zu sagen, welchen Einfluss die privat geführten Eignerbanken bzw. deren Vorstände auf die Entscheidungen der FED haben. Sicherlich bringen sie viel Sachverstand in die Diskussionen im Offenmarktausschuss ein. Aber zumindest die Möglichkeit von Interessenkonflikten ist kaum zu übersehen. Auch die Tatsache, dass die Eigentümer, die privat, jedoch nicht öffentlich bekannt sind, stärkt nicht gerade das Vertrauen in die Institution und die Überzeugung, dass die FED ihre Entscheidungen nur und ausschließlich im Interesse der Bürger und der USA trifft. Insgesamt muss das System des Fiat-Geldes in Frage gestellt werden. Wenn Geld aus dem Nichts gegen Einbuchung von Schulden geschaffen werden kann, muss das zwangsläufig am Ende zur Aushöhlung einer Währung und deren Kollaps führen. Dass diese im Falle des USD noch nicht geschehen ist, liegt im Wesentlichen an seiner Stellung als Weltleitwährung. Wir dürfen deshalb gespannt auf die weiteren Entscheidungen der FED sein.
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Auf dem YouTube-Kanal Kettner Edelmetalle finden Sie weitere spannende Videos zu Gold und Silber, aber auch Wirtschaft und Politik. In folgendem Video geht Dominik Kettner auf die aktuellen Schwierigkeiten der amerikanischen Zentralbank ein, die Sie so im Mainstream nicht zu sehen und hören bekommen.