Allianz Trade: Großinsolvenzen steigen um mehr als ein Drittel
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland bleibt angespannt, wie die neuesten Zahlen von Allianz Trade belegen. Der weltweit größte Kreditversicherer prognostiziert für das Jahr 2024 einen deutlichen Anstieg der Insolvenzen um 21 % auf rund 21.500 Fälle. Diese Entwicklung setzt den bereits im Jahr 2023 begonnenen Trend fort, als die Insolvenzen um 22 % zunahmen. Besonders alarmierend ist der Anstieg der Großinsolvenzen, die im ersten Halbjahr 2024 um 37 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zugenommen haben.
Verschärfte wirtschaftliche Bedingungen
Die Gründe für diesen Anstieg sind vielfältig und spiegeln die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen wider, mit denen viele Unternehmen konfrontiert sind. Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz, betont die weitreichenden Auswirkungen großer Insolvenzen: "Große Insolvenzen haben oft einen Dominoeffekt auf viele Unternehmen in der gesamten Lieferkette. Nicht selten werden sie dabei mitgerissen und geraten selbst in den Abwärtssog, der im schlimmsten Fall ebenfalls in der Zahlungsunfähigkeit endet."
Steigende Schäden
Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der durchschnittlichen Schäden durch Großinsolvenzen. Der kumulierte Umsatz der großen Pleiten belief sich in den ersten sechs Monaten 2024 auf 11,6 Milliarden Euro und lag damit bereits zum Halbjahr über dem Gesamtschaden für das Jahr 2023. Der durchschnittliche Umsatz der insolventen Großunternehmen und damit auch die Schäden für die betroffenen Lieferanten lag bei 290 Millionen Euro, was einem Plus von 85 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht.
Vielfältige Insolvenzgründe
Die Gründe für die Insolvenzen sind vielfältig. Insbesondere im Baugewerbe und im Einzelhandel gab es viele große Insolvenzen. Einige Unternehmen konnten die fälligen Rückzahlungen von Corona-Darlehen nicht stemmen oder hatten Schwierigkeiten, neue Kredite zu erhalten. Andere Unternehmen waren von einem einzelnen Großkunden abhängig, der weggebrochen ist.
Herausforderungen im Mode-Einzelhandel
Der Mode-Einzelhandel steht vor besonderen Herausforderungen. Der Strukturwandel im Einzelhandel und die aktuelle Kaufzurückhaltung machen vielen Unternehmen zu schaffen. "Im Mode-Einzelhandel hängen einige Unternehmen seit Jahren am seidenen Faden", so Bogaerts. Die verbrauchernahen Branchen spüren die aktuelle Kaufzurückhaltung besonders stark. Hinzu kommen die weiterhin hohen Container-Frachtraten, die angesichts des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts vielen Unternehmen Sorgen bereiten.
Ausblick und Zukunftsszenarien
Die Prognosen für die kommenden Jahre bleiben düster. Erst im Jahr 2025 dürfte sich der Anstieg der Insolvenzen mit einem moderaten Zuwachs der Fallzahlen um weitere rund 2 % auf dann 22.000 Fälle etwas abflachen. Doch die wirtschaftlichen Herausforderungen bleiben bestehen, und viele Unternehmen werden weiterhin mit den Folgen der Rezession und den verschärften Kreditbedingungen zu kämpfen haben.
Insgesamt zeigt die Analyse von Allianz Trade, dass die wirtschaftliche Situation in Deutschland weiterhin angespannt bleibt und viele Unternehmen vor großen Herausforderungen stehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage in den kommenden Jahren entwickeln wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Wirtschaft zu stabilisieren.
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