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13.09.2024
14:49 Uhr

Ärzteverband warnt vor Einführung der elektronischen Patientenakte

Ärzteverband warnt vor Einführung der elektronischen Patientenakte

Unvorbereitet und überfordert: Ärzte schlagen Alarm

Der Ärzteverband IG Med äußert scharfe Kritik an der geplanten Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) Anfang 2025. In einer Pressekonferenz in Berlin am 11. September 2024 betonte Dr. Steffen Grüner, Allgemeinmediziner und 2. Vorsitzender der IG Med, dass die Ärzteschaft völlig unvorbereitet sei und erhebliche Mehrkosten befürchte.

Belastung für Ärzte und Risiko für Patientendaten

Dr. Grüner erklärte, dass die Integration der ePA in die Praxisabläufe enorme finanzielle und organisatorische Herausforderungen mit sich bringen werde. Zudem sei die ePA nicht international kompatibel und könne wichtige medizinische Daten wie MRT- oder Röntgenbilder aufgrund ihrer Größe nicht speichern. Er kritisierte auch die immensen Kosten von sechs bis acht Milliarden Euro, die bereits in die Entwicklung der ePA geflossen seien.

Psychiater sieht Ende der ärztlichen Schweigepflicht

Auch der Münchner Psychiater Dr. Andreas Meißner äußerte sich kritisch zur ePA. In seinem Buch „Die elektronische Patientenakte – Das Ende der Schweigepflicht“ warnt er vor der Widerspruchslösung und dem damit verbundenen Zwang für Ärzte. Meißner befürchtet, dass die ePA die ärztliche Schweigepflicht gefährden könnte und plant, einen Honorarabzug von 2,5 Prozent in Kauf zu nehmen, um seine Patienten zu schützen.

Gefahr durch Cyberangriffe

Meißner sieht zudem die Gefahr von Cyberangriffen auf die sensiblen Patientendaten. Trotz der Verschlüsselung und Pseudonymisierung der Daten durch das Gesundheitsministerium, könnten diese in Zukunft durch Hacker entschlüsselt werden und im Darknet landen. Er betont, dass die ePA mehr den Interessen der Forschung und der Pharmaindustrie diene als der Patientenversorgung.

Regierung verteidigt die ePA

Die Bundesregierung hingegen hält die Daten für qualitativ hochwertig und repräsentativ. Gesundheitsminister Karl Lauterbach erklärte, dass die ePA einen „Datenschatz“ heben werde, der für gemeinwohlorientierte Forschungsprojekte von unschätzbarem Wert sei. Die Daten sollen in einem geschützten, digitalen Raum zusammengeführt werden, um neue Präventions-, Diagnose- und Behandlungsverfahren zu entwickeln.

Appell an die Ärzteschaft

Dr. Grüner appellierte an seine Kollegen, sich intensiver mit der ePA auseinanderzusetzen und nicht wie während der Corona-Zeit kritiklos alles hinzunehmen. Die IG Med, ein kleiner, unabhängiger Interessenverband für Heilberufler, fordert eine stärkere Einbindung der Ärzte in die Entscheidungsprozesse und eine kritische Auseinandersetzung mit der ePA.

Die Einführung der elektronischen Patientenakte bleibt somit ein kontroverses Thema, das sowohl Chancen als auch Risiken birgt. Es bleibt abzuwarten, wie die Ärzteschaft und die Politik auf die Herausforderungen reagieren werden.

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