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19.06.2024
05:52 Uhr

Boeing-Chef entschuldigt sich für 737-Max-Abstürze

Boeing-Chef entschuldigt sich für 737-Max-Abstürze

Die tragischen Abstürze von zwei Maschinen des Typs 737 Max in den Jahren 2018 und 2019 verfolgen Boeing noch immer. Bei einer Anhörung im US-Senat hat sich Boeing-Chef Dave Calhoun nun bei den Hinterbliebenen der Opfer entschuldigt. „Ich entschuldige mich für das Leid, das wir zugefügt haben“, sagte Calhoun an mehrere im Saal anwesende Hinterbliebene gewandt. Bei den Unglücken waren insgesamt 346 Menschen ums Leben gekommen.

Verantwortung für die Abstürze

Die Abstürze der Maschinen der indonesischen Lion Air und der Ethiopian Airlines wurden durch Probleme mit einer Assistenzsoftware namens MCAS ausgelöst. Dieses System sollte die Piloten in bestimmten Situationen unterstützen, führte jedoch zu einem fehlerhaften Eingreifen, das die Piloten überraschte und die Kontrolle über die Flugzeuge verlor. Boeing hatte eingeräumt, dass der Konzern die US-Luftfahrtaufsicht FAA nicht korrekt über das Ausmaß des benötigten Piloten-Trainings für den Betrieb der Software informiert hatte. Calhoun bekräftigte nun: „MCAS und Boeing sind verantwortlich für diese Abstürze.“

Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit

Nach dem zweiten Unglück blieben 737-Max-Flugzeuge fast zwei Jahre am Boden, bis Änderungen an dem System vorgenommen wurden. Boeing habe laut Calhoun im Gedenken an die Opfer einen verstärkten Fokus auf Sicherheit gelegt. Die Anhörung im Senats-Unterausschuss für Ermittlungen wurde einberufen, weil Boeing aktuell wieder unter akutem Druck steht, die Qualitätskontrollen zu verbessern. Auslöser war ein Beinahe-Unglück einer so gut wie neuen Maschine des Typs Boeing 737-9 Max Anfang Januar.

Weitere Vorwürfe und Produktionsfehler

Bei dem Flug der Fluggesellschaft Alaska Airlines mit mehr als 170 Menschen an Bord brach kurz nach dem Start ein Rumpfteil heraus. Die Unfallermittlungsbehörde NTSB geht davon aus, dass an dem herausgebrochenen Teil Befestigungsbolzen fehlten. Boeing konnte den Ermittlern keine Dokumentation zu Arbeiten an dem Fragment liefern. „Alaska war ein Produktionsfehler“, sagte Calhoun dazu. Das sei aber auch der einzige ihm bekannte Fall unter den jüngsten Pannen in der US-Luftfahrt, der auf die Fertigung und nicht die spätere Wartung zurückgehe.

Whistleblower und weitere Kritik

In den vergangenen Monaten waren Boeing-Maschinen verschiedener Fluggesellschaften in den Schlagzeilen. Eine verlor etwa ein Rad beim Start, eine andere landete mit einer abgerissenen Klappe am Rumpf. In dem Unterausschuss hatte vor Kurzem unter anderem auch ein Boeing-Whistleblower ausgesagt, der dem Konzern Produktionsfehler bei dem Modell 787 Dreamliner vorwirft. Boeing weist die Vorwürfe zurück. Calhoun äußerte sich nicht zu einzelnen Kritikpunkten, sagte aber, dass nicht alle Warnungen sich als zutreffend erwiesen hätten. Berichte, wonach ein Whistleblower früher bei Boeing verfolgt worden sei, nannte der Manager „herzzerreißend“. Dies sei aber lange vor seiner Zeit gewesen.

Calhoun steht seit Anfang 2020 an der Boeing-Spitze und verlässt den Posten zum Jahresende. Ein Nachfolger wurde bisher nicht vorgestellt.

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