Breuninger: Ein weiteres deutsches Familienunternehmen vor dem Verkauf
Die traditionsreiche Modekette Breuninger aus Stuttgart steht zum Verkauf. Doch anders als bei vielen anderen Unternehmen, die aufgrund von Krisen oder wirtschaftlichen Schwierigkeiten verkauft werden, handelt es sich bei Breuninger um ein erfolgreiches Unternehmen. Die Inhaber wollen Kasse machen und suchen laut Medienberichten nach einem Käufer.
Erfolgreiches Unternehmen im Visier internationaler Investoren
Breuninger, gegründet im Jahr 1881, hat sich als Musterbeispiel für erfolgreichen Modehandel etabliert. Das Unternehmen steht für Luxus in der Innenstadt und hat zudem einen gut laufenden Online-Store aufgebaut. Naheliegende Interessenten für den Kauf kommen aus dem Ausland. So hat beispielsweise die thailändische Handelsgruppe Central zuletzt die Insolvenz der Signa genutzt, um die KaDeWe-Gruppe komplett zu übernehmen. Auch über den Online-Händler Amazon wird als potenzieller Käufer spekuliert.
Strategische Überlegungen der Inhaber
Die Inhaber von Breuninger scheinen der Meinung zu sein, dass jetzt, solange es gut läuft, der beste Zeitpunkt ist, um das Unternehmen zu verkaufen. Diese Überlegung ist nicht neu. Auch die Inhaber-Familie des Heizungsspezialisten Viessmann hat vor wenigen Monaten auf dem Höhepunkt des Wärmepumpen-Hypes den Großteil ihres Unternehmens für zwölf Milliarden Euro an einen US-Konkurrenten verkauft.
Risiken und Chancen der Globalisierung
Die wirtschaftliche Globalisierung schreitet voran, und Unternehmen müssen sich anpassen. Im Einzelhandel sind es Online-Spieler wie Amazon und Shein, die durch ihre Größe Kostenvorteile haben. Für die Inhaber von Familienunternehmen ist das Risiko hoch, wenn das Familienvermögen fast ausschließlich in einem über Generationen aufgebauten Unternehmen steckt.
Ein Problem für den Standort Deutschland
Volkswirtschaftlich gesehen ist der Verkauf erfolgreicher Familienunternehmen ein Problem für den Standort Deutschland. Die Stärke Deutschlands beruht nicht auf einem besonders schlagkräftigen Finanzmarkt, sondern auf zahlreichen Mittelständlern in Privathand. Diese Inhaber sind meist regional stark verbunden und schützen Produktion und Arbeitsplätze oft auch dann, wenn sich eine Verlagerung ins Ausland in höheren Gewinnen niederschlagen würde.
Gefahren durch internationale Investoren
Ein Verkauf gut laufender Unternehmen gefährdet dieses Modell. Selbst wenn der Einstieg internationaler Investoren zunächst den besseren Zugang zum Weltmarkt verspricht, besteht die Gefahr, dass einst blühende Unternehmen zur bloßen Filiale werden und ihren Marktvorsprung verlieren. Ein abschreckendes Beispiel ist der Darmstädter Haarpflegekonzern Wella, der nach dem Verkauf durch die Inhaber-Familie seine Identität und seinen Erfolg verlor.
Politische Verantwortung und gesellschaftliche Anerkennung
Die Politik kann solche Verkäufe nicht verbieten, aber sie könnte dafür sorgen, dass Industriellenfamilien die Freude am Unternehmertum nicht verlieren. Derzeit gelingt das in Deutschland schlecht. Die anhaltende Wachstumsschwäche und die schleppende Bürokratie drücken auf die Stimmung im Mittelstand und demotivieren die Erbengeneration. Unternehmer vermissen trotz objektiver finanzieller Erfolge gesellschaftliche Anerkennung, was ein entscheidender Faktor ist, wenn es um die Frage geht, ob eine Familie ihr Unternehmen zu Geld macht.
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