Chinas Streben nach einer neuen Weltordnung: Eine Herausforderung für den Westen
China arbeitet systematisch daran, die USA als führende Weltmacht abzulösen. Dafür baut Peking ein ganzes Gerüst neuer internationaler Organisationen auf und umwirbt vor allem Länder des Globalen Südens. Diese Strategie könnte die geopolitische Landschaft nachhaltig verändern und den Westen vor große Herausforderungen stellen.
Historische Ungerechtigkeiten und neue Allianzen
Beim jüngsten China-Afrika-Gipfel in Peking betonte UN-Generalsekretär António Guterres die Notwendigkeit, historische Ungerechtigkeiten zu korrigieren. Der afrikanische Kontinent solle innerhalb der Vereinten Nationen eine stärkere Stimme bekommen. Diese Forderung greift die chinesische Staats- und Parteiführung auf und positioniert sich als Alternative zum westlich geprägten Modell, das universelle Menschenrechte oft über das Recht auf Entwicklung stellt.
Chinas "wahrer Multilateralismus"
Manifestiert wurde diese Stoßrichtung in der "grenzenlosen Freundschaft" mit Russland, wie es in einem gemeinsamen Statement mit Präsident Wladimir Putin hieß. Der "wahre Multilateralismus" nach chinesischer Manier bedeutet dabei die Nicht-Einmischung in die Belange anderer Länder bei gleichzeitigem Ausbau bilateraler Beziehungen.
Parallelstrukturen und neue Initiativen
China baut beharrlich Parallelstrukturen auf, um seine Vision einer neuen Weltordnung zu propagieren. Zu diesen Strukturen gehören die Belt-and-Road-Initiative, das BRICS-Bündnis, die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) sowie die Globale Sicherheits- und Entwicklungsinitiative (GDI). Diese Initiativen sollen zeigen, dass China ein besseres Weltordnungsmodell anbietet.
Der globale Süden als Partner
Michael Bröning von der Friedrich-Ebert-Stiftung in New York meint, der Globale Süden nehme China als Verbündeten in Sachen wirtschaftlicher Entwicklung wahr – und das ohne lästige politische Einmischung. Chinas Rolle werde meist als konstruktiv und legitim angesehen, auch wenn China nachdrücklich die eigenen Interessen vertritt.
Brasilien als Beispiel
Ein Beispiel für Chinas Einfluss ist Brasilien, wo die Regierung unter Präsident Lula da Silva China als wichtigsten Handelspartner betrachtet. Fast ein Drittel der brasilianischen Exporte gehen nach China. Lula möchte sein Weltordnungsmodell, in dem der Westen nicht mehr so wichtig ist, gemeinsam mit den BRICS-Ländern und anderen aufbauen.
Die Zukunft der Weltordnung
UN-Experten sind sich einig, dass Chinas Engagement und die chinesische Stimme lauter und selbstbewusster geworden sind. Dennoch sei der Weg zu einer wirklich chinesisch geprägten Weltordnung noch weit. Immerhin träfen sich die Staatschefs aus aller Welt weiterhin in New York – und nicht in China.
Die deutsche Bundesregierung und die EU sollten sich dieser Herausforderung bewusst sein und ihre Strategien entsprechend anpassen. Ein starkes, geeintes Europa könnte dabei helfen, den Einfluss Chinas zu begrenzen und die eigenen Werte und Interessen in der globalen Arena zu verteidigen.
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