Deutscher Autozulieferer Leoni verkauft Mehrheitsanteile an chinesisches Unternehmen
Ein weiterer schwerwiegender Rückschlag für die deutsche Automobilindustrie: Der Nürnberger Autozulieferer Leoni hat bekannt gegeben, dass eine strategische Partnerschaft mit dem chinesischen Elektronikhersteller Luxshare eingegangen wurde. Luxshare hält nun 50,1 % der Anteile an Leoni und wird somit zum Mehrheitsaktionär.
Die Hintergründe des Verkaufs
Stefan Pierer, der bisherige Alleineigentümer von Leoni, erklärte, dass man in Luxshare den „perfekten Partner“ gefunden habe, um den langfristigen Erfolg des Unternehmens zu sichern. Pierer hatte die Führung des Unternehmens im Sommer 2023 übernommen, nachdem Leoni während der Corona-Jahre in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war. Trotz internationaler Expansion war das Unternehmen stark verschuldet, und ein geplanter Verkauf der Kabelsparte an einen thailändischen Investor scheiterte unerwartet.
Wirtschaftliche Herausforderungen und Konsequenzen
Nach dem gescheiterten Verkauf folgte ein drastischer Kapitalschnitt: Die Aktien der Altaktionäre wurden vollständig entwertet, und Leoni wurde von der Börse genommen. Leoni beschäftigt weltweit etwa 95.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 5,46 Milliarden Euro. Der CEO von Leoni, Klaus Rinnerberger, betonte, dass Luxshare als Partner die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens in allen Bereichen deutlich steigern könne.
Strategische Neuausrichtung
Neben der Mehrheitsübernahme an Leoni gibt es eine weitere signifikante Veränderung: Luxshare wird über das neu gegründete Joint Venture Time Interconnect Singapore 100 Prozent des Geschäftsbereichs Automotive Cable Solutions (ACS) übernehmen. Eine entsprechende rechtlich bindende Vereinbarung wurde am Dienstag unterzeichnet, wobei die Transaktion noch unter dem Vorbehalt kartellrechtlicher Prüfungen steht.
Ein weiterer Ausverkauf deutscher Industrie
Diese Entwicklung ist symptomatisch für den fortschreitenden Ausverkauf deutscher Schlüsselindustrien an ausländische Investoren. Die deutsche Automobilindustrie, einst ein globales Aushängeschild, scheint zunehmend unter Druck zu geraten. Kritiker könnten argumentieren, dass politische Fehlentscheidungen und eine mangelnde Unterstützung der heimischen Industrie durch die Bundesregierung zu dieser Situation beigetragen haben.
Langfristige Auswirkungen auf den Standort Deutschland
Die Übernahme von Leoni durch Luxshare wirft Fragen zur Zukunft des Industriestandorts Deutschland auf. Wird der Standort Deutschland weiterhin attraktiv bleiben, oder droht eine Abwanderung von Know-how und Arbeitsplätzen ins Ausland? Die kommenden Monate werden zeigen, ob die strategische Partnerschaft mit Luxshare tatsächlich den erhofften Erfolg bringt oder ob sie ein weiteres Kapitel im schleichenden Niedergang der deutschen Automobilindustrie darstellt.
Es bleibt abzuwarten, wie die kartellrechtlichen Prüfungen ausfallen und welche weiteren Schritte Luxshare in Bezug auf Leoni plant. Eines ist jedoch klar: Die deutsche Automobilindustrie steht vor gewaltigen Herausforderungen, und die politischen Entscheidungsträger in Berlin sind gefordert, um den Industriestandort Deutschland zu sichern und zu stärken.