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07.07.2024
21:04 Uhr

Die Deutsche Post: Von Schnelligkeit zur Schneckenpost

Die Deutsche Post: Von Schnelligkeit zur Schneckenpost

Die Deutsche Post hat eine tiefgreifende Reform beschlossen, die das Zustellsystem grundlegend verändert. Seit 1997 war es die Pflicht der Post, 80 Prozent aller Sendungen innerhalb eines Werktages zuzustellen. Doch diese Zeiten sind nun vorbei. Künftig sollen 95 Prozent der Briefe und Postkarten spätestens nach drei Werktagen beim Empfänger sein.

Die "Vier-Tage-Regel": Ein Rückschritt als Fortschritt verkauft

Die neue Regelung sieht vor, dass in ländlichen Gebieten die Zustellung sogar länger dauern könnte. Für 99 Prozent der Briefzustellungen gilt künftig die "Vier-Tage-Regel". Das bedeutet: Wird ein Brief am Montag aufgegeben, kann es sein, dass er erst am Freitag beim Empfänger ankommt. Diese eklatante Verschlechterung des Service wird den Bürgern von der Politik jedoch als Verbesserung verkauft.

„Vorgaben mit längeren Laufzeiten und höherer Verbindlichkeit können den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer in höherem Maße entsprechen“, heißt es in der Novelle des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.

Ein System im Niedergang

Die Zeiten, in denen man stolz berichten konnte, dass in Deutschland Briefe in der Regel am nächsten Tag beim Empfänger ankommen, sind vorbei. Die neue Postreform stellt das deutsche Postsystem auf den Kopf. Früher galt für die damals noch staatliche Post zumindest bei der Briefzustellung das Leistungsprinzip. Heute, nach der Teil-Privatisierung, herrschen Zustände, die eher an den Sozialismus erinnern.

Die Post begründet ihre Preissteigerungen und Leistungssenkungen damit, dass die Haushalte immer mehr auf E-Mails und dergleichen setzen würden. Eine Ausweitung auf „plus drei Tage“ oder „plus fünf Tage“ würde deshalb auch kaum Auswirkungen haben, so das Unternehmen, das noch zu rund 17 Prozent im Staatsbesitz ist. Doch diese Argumentation geht an der Realität vorbei.

Die digitale Rückständigkeit Deutschlands

Offenbar ist an der „Deutschen Post AG“ vorbeigegangen, dass die Digitalisierung etwa bei vielen Behörden in Deutschland bis heute noch in den Kinderschuhen steckt und um Lichtjahre hinter der Entwicklung in anderen Ländern wie etwa Estland hinterherhinkt. Der durchschnittliche Bundesbürger ist immer noch – leider – auf die analogen Dienste der Post angewiesen.

Preiserhöhungen und Leistungssenkungen

Was früher Standard war, muss jetzt als Extra-Leistung gesondert und teuer bezahlt werden. Weil auch der Prio-Brief abgeschafft wird, muss ein Brief für eine schnellere Zustellung als Einschreiben versandt werden – was nach aktuellen Preisen immerhin 3,20 Euro kostet. Aktuell kostet der Standardbrief bis 20 Gramm 85 Cent. 2012 waren dafür noch 55 Cent fällig. 1982 kostete ein Standardbrief 80 Pfennig, 1989 waren es 100 Pfennig – umgerechnet und grob gerundet also 40 bzw. 50 Cent. Für das Geld galt eine Zustellung am nächsten Tag noch als die Norm.

Diese Entwicklungen zeigen einmal mehr, wie weit sich die Politik von den Bedürfnissen der Bürger entfernt hat. Anstatt den Service zu verbessern, wird eine Verschlechterung als Fortschritt verkauft. Der deutsche Bürger bleibt dabei auf der Strecke.

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