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10.12.2024
07:00 Uhr

Digitale Säuberung: Online-Magazin löscht über 50.000 Artikel aus dem Archiv

Digitale Säuberung: Online-Magazin löscht über 50.000 Artikel aus dem Archiv

In einem beispiellosen Akt der digitalen Geschichtsbereinigung hat das renommierte Online-Magazin Telepolis sämtliche Artikel vor dem Jahr 2021 aus seinem Archiv entfernt. Diese radikale Maßnahme, von der mehr als 50.000 Beiträge betroffen sind, wird von der aktuellen Chefredaktion euphemistisch als "Qualitätsoffensive" bezeichnet.

Fragwürdige Begründung für Löschung des digitalen Erbes

Der seit 2021 amtierende Chefredakteur Harald Neuber rechtfertigt den drastischen Schritt damit, dass man für die Qualität der älteren Artikel "nicht pauschal garantieren" könne. Diese Begründung erscheint besonders fragwürdig, da das Magazin unter der vorherigen Leitung mehrfach ausgezeichnet wurde, unter anderem mit dem prestigeträchtigen Grimme Online Award.

Scharfe Kritik von Gründern und Autoren

Die Reaktionen auf diese Form der digitalen Zensur fallen erwartungsgemäß heftig aus. Telepolis-Gründer Florian Rötzer bezeichnet das Vorgehen als "stalinistische Cancel Culture" und wirft dem Magazin vor, sich "unkritisch und marktkonform dem Mainstream anzupassen".

"Die Dokumentation der eigenen frühen und mutigen Leistung ist nun weg", kritisiert Professorin Sabine Schiffer, die das Vorgehen als "Anfang vom Ende des Projekts" bezeichnet.

Fragwürdige Qualitätsbewertung durch US-Portal

Besonders bemerkenswert erscheint, dass sich die neue Redaktionsleitung auf eine Bewertung des US-Portals NewsGuard beruft, das Telepolis angeblich "volle Punktzahl" für Glaubwürdigkeit bescheinigt. Ausgerechnet dieses Portal steht derzeit selbst unter Beobachtung des US-Kongresses wegen des Verdachts, die Meinungsfreiheit einzuschränken.

Demokratische Grundwerte in Gefahr

Die Löschung des digitalen Archivs wirft grundsätzliche Fragen über den Umgang mit journalistischer Geschichte und demokratischen Grundwerten auf. Kritiker sehen darin einen gefährlichen Präzedenzfall für die Manipulation der öffentlichen Meinung und historischer Fakten.

Bezeichnend für den autoritären Umgang mit Kritik ist auch, dass unter dem Artikel, der die Löschung verkündet, das sonst übliche Leserforum deaktiviert wurde. Auch auf dem Social-Media-Kanal des Magazins wurde der Beitrag nicht geteilt - offenbar um kritische Kommentare zu vermeiden.

Diese Entwicklung zeigt exemplarisch, wie unter dem Deckmantel vermeintlicher Qualitätssicherung kritischer Journalismus systematisch ausgehöhlt wird - ein besorgniserregender Trend in der deutschen Medienlandschaft.

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