Erste „Gated Community“ in Köln: Ein Zeichen der Zeit oder soziale Abgrenzung?
In Köln entsteht die erste „Gated Community“, eine geschlossene Wohnanlage, die durch hohe Zäune, Zutrittsverbote und Videoüberwachung geschützt wird. Das „Cologne Project I“ im Stadtteil Stammheim soll den Bewohnern ein sicheres Wohnen ermöglichen und umfasst eine 4.500 Quadratmeter große Fläche um den denkmalgeschützten Stammheimer Wasserturm. Solche Wohnanlagen sind in Deutschland noch selten, während sie in anderen Teilen der Welt längst etabliert sind.
Ein umstrittenes Projekt
Der Investor Christian Ley und ein anonymer Partner haben das Gelände 2016 erworben und bieten nun sechs Luxusappartements, 15 Stadthäuser und acht Wasserturm-Lofts zum Verkauf an. Die Preise für diese exklusiven Immobilien beginnen bei 540.000 Euro für ein Appartement und reichen bis zu 3,2 Millionen Euro für das oberste Appartement im Wasserturm, das unter anderem eine 360-Grad-Dachterrasse mit Sauna bietet.
Die geplante „Gated Community“ soll durch einen zwei Meter hohen Zaun, elektronische Tore und Videoüberwachungssysteme geschützt werden. Ley betont, dass der Begriff „Safe Community“ besser passe, da es vor allem um die Sicherheit der Bewohner gehe. Kritiker werfen dem Projekt jedoch soziale Abgrenzung vor, was Ley mit den Worten „Jeder in Deutschland darf sein Grundstück so schützen, wie er es möchte“ abtut.
Historischer Kontext und internationale Vergleiche
„Gated Communities“ sind vor allem in den USA bekannt, in Deutschland gibt es derzeit wenige gleichartige Projekte. Deutschlands älteste geschlossene Wohnanlage befindet sich in Potsdam und wurde 1997 fertiggestellt. Auch in anderen deutschen Städten wie Berlin, Hamburg, Münster, Düsseldorf, Aachen und München gibt es ähnliche Projekte. Weltweit sind solche Wohnanlagen vor allem in Nord- und Südamerika, aber auch in Afrika und Asien verbreitet.
Ein Trend der Zeit?
Der Bau der Luxusobjekte soll dieses Jahr beginnen und Mitte 2027 abgeschlossen sein. Neben der Wohnanlage selbst, die insgesamt etwa 30 Millionen Euro kosten wird, sind auch eine Tiefgarage, gemeinsame Wege und ein elektronisch gesicherter Zugang zum Rhein geplant. Der Investor ist überzeugt, dass „Gated Communities“ ein Trend der Zeit sind und verweist darauf, dass solche Wohnformen im Ausland seit Jahrzehnten normal seien.
In einer Zeit, in der Verfall, Verwahrlosung und Kriminalität vielerorts die Stadtbilder prägen, scheint die Nachfrage nach sicheren Wohnanlagen zu steigen. Doch bleibt die Frage, ob solche Projekte wirklich die Lösung für die Probleme unserer Zeit sind oder ob sie nicht vielmehr zur weiteren Spaltung der Gesellschaft beitragen.
Die Diskussion über „Gated Communities“ in Deutschland wird sicherlich weitergehen. Während einige die erhöhte Sicherheit und den Schutz vor Kriminalität begrüßen, sehen andere darin eine bedenkliche Entwicklung hin zu sozialer Abgrenzung und Exklusivität. In jedem Fall zeigt das „Cologne Project I“, dass die Debatte über Sicherheit und Gemeinschaft in unserer Gesellschaft aktueller denn je ist.
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