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06.12.2024
10:42 Uhr

Merkels Afghanistan-Bilanz: Ein Eingeständnis des westlichen Scheiterns

Merkels Afghanistan-Bilanz: Ein Eingeständnis des westlichen Scheiterns

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich am vergangenen Donnerstag dem Afghanistan-Untersuchungsausschuss gestellt. Dabei räumte sie ein umfassendes Scheitern der westlichen Bemühungen in dem krisengeschüttelten Land ein. Die dramatischen Ereignisse rund um den überstürzten Abzug im Sommer 2021 werfen bis heute einen langen Schatten auf die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik.

Das Ende einer gescheiterten Mission

Nach fast 20 Jahren militärischer Präsenz in Afghanistan musste sich der Westen eingestehen, dass die hochgesteckten Ziele weitgehend verfehlt wurden. Merkel, die während ihrer 16-jährigen Amtszeit stets den Afghanistan-Einsatz verteidigt hatte, zeigte sich nun erstaunlich selbstkritisch. Die kulturellen Unterschiede zwischen westlichen Vorstellungen und afghanischer Realität hätten sich als unüberwindbar erwiesen.

"Es war unmöglich, das von außen zu erzwingen", räumte die Altkanzlerin in Bezug auf den gescheiterten Versuch ein, ein demokratisches System in Afghanistan zu etablieren.

Strategische Fehleinschätzungen und mangelnde Vorbereitung

Besonders brisant erscheint die Tatsache, dass der Bundesnachrichtendienst (BND) die Lage offenbar völlig falsch eingeschätzt hatte. Während ausländische Dienste bereits 2020 vor einer schnellen Machtübernahme der Taliban warnten, hielt der deutsche Auslandsnachrichtendienst an seiner optimistischeren Einschätzung fest - mit fatalen Folgen für die Evakuierungsplanung.

Chronologie des Versagens

  • April 2021: Beginn des US-Truppenabzugs unter Präsident Biden
  • Mitte August 2021: Überraschend schnelle Taliban-Offensive
  • 15. August 2021: Fall von Kabul
  • Chaotische Evakuierungsversuche am Flughafen Kabul

Kulturelles Unverständnis als Kernproblem

Besonders bemerkenswert an Merkels Aussagen war das Eingeständnis eines grundlegenden Mangels an kulturellem Verständnis. Die westlichen Vorstellungen von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Frauenrechten ließen sich nicht einfach in eine Gesellschaft mit völlig anderen traditionellen Strukturen implementieren. Ein Fehler, der symptomatisch für viele westliche Interventionen der letzten Jahrzehnte steht.

Konsequenzen für die deutsche Außenpolitik

Das Scheitern in Afghanistan sollte als mahnendes Beispiel dafür dienen, wie wichtig eine realistische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten in der internationalen Politik ist. Die aktuelle Ampel-Regierung täte gut daran, aus diesen Fehlern zu lernen und bei künftigen außenpolitischen Entscheidungen mehr Augenmaß walten zu lassen.

Der Untersuchungsausschuss wird nun seinen Abschlussbericht vorlegen. Es bleibt zu hoffen, dass die gewonnenen Erkenntnisse zu einer grundlegenden Neuausrichtung der deutschen Sicherheits- und Außenpolitik führen werden - weg von ideologisch motivierten Interventionen, hin zu einer realistischeren Einschätzung dessen, was politisch und militärisch machbar ist.

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