Mittelschicht wankt: Schuldnerberatung verbucht erhöhte Zuläufe
Alarmierende Zahlen bei der Schuldnerberatung
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung (BAG-SB) hat einen erhöhten Einstrom an beratungssuchenden Menschen verzeichnet. Dies teilte Eva Müffelmann, Vorstand bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung, der Deutschen Presse-Agentur mit. Gleichzeitig warnte die Schuldnerberatung vor einer Zunahme der Privatinsolvenzen. Experten sprechen von einer „neuen Armut“, da mittlerweile auch die Mittelschicht betroffen sei.
Verbraucherschutzministerium bestätigt Bedarf an Beratungen
Für das Verbraucherschutzministerium ist der Bedarf an Beratungen aufgrund der gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten noch nie so groß wie jetzt. Nach Angaben der Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne) gelten rund sechs Millionen Menschen in Deutschland als überschuldet. Im Jahr 2022 sank die Anzahl der privat zahlungsunfähigen Menschen laut Wirtschaftsauskunftei Crif im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent auf 93.300 Fälle.
Neue Zielgruppen bei der Schuldnerberatung
„Wir bekommen mehr Menschen in die Beratung, die vorher nicht bei uns waren“, so Müffelmann. Auch Annette Holuscha-Uhlenbrock vom Vorstand des Caritasverband äußerte sich besorgt zur Situation: „Wer bisher bereits arm oder von Armut bedroht war, ist von der aktuellen Krise am stärksten betroffen. Zunehmend rutschen aber auch Menschen aus der Mittelschicht in Armut.“
Ursachen für die erhöhte Zahl an Beratungssuchenden
Die Gründe für den Anstieg an Beratungssuchenden sind vielfältig. Zum einen sind die gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten verantwortlich. Insbesondere die hohen Gas- und Strompreise belasten die Haushalte erheblich. Darüber hinaus ist die Inflation auf einem historisch hohen Niveau, was ebenfalls zu einer höheren Belastung der Mittelschicht führt. Auch die langfristigen finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigen mittlerweile ihre Folgen.
Gefahr von Privatinsolvenzen steigt
Die Schuldnerberatung warnt vor einer Zunahme der Privatinsolvenzen. Die finanziellen Schwierigkeiten der Mittelschicht könnten dazu führen, dass immer mehr Menschen ihre Schulden nicht mehr begleichen können und in die Privatinsolvenz rutschen. Diese Entwicklung hätte weitreichende Folgen für die Gesellschaft und die deutsche Wirtschaft.
Politik und Wirtschaft gefordert
Um eine weitere Verschärfung der Situation zu verhindern, sind sowohl die Politik als auch die Wirtschaft gefordert. Politische Maßnahmen könnten beispielsweise darin bestehen, die Energiekosten zu senken oder die sozialen Sicherungssysteme zu stärken. Wirtschaftliche Anreize könnten zudem dabei helfen, die Mittelschicht zu stabilisieren und damit die Zahl der überschuldeten Menschen zu reduzieren.
Fazit: Mittelschicht in Gefahr
Die aktuellen Zahlen der Schuldnerberatung sind ein alarmierendes Signal für die deutsche Gesellschaft. Die Mittelschicht, die bisher als stabile Säule der Wirtschaft galt, zeigt deutliche Schwächen. Um eine weitere Verschärfung der Situation zu verhindern, müssen Politik und Wirtschaft schnellstmöglich handeln und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Andernfalls droht eine weitere Verarmung der Bevölkerung und eine Zunahme von Privatinsolvenzen mit weitreichenden Folgen für die gesamte deutsche Wirtschaft.
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