Modebranche in der Krise: Ursachen und Auswirkungen
Die Modebranche befindet sich in einer tiefen Krise, die zahlreiche Unternehmen in die Insolvenz getrieben hat. Diese Entwicklung ist nicht allein auf die Zurückhaltung der Konsumenten zurückzuführen. Vielmehr spielen eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle, die die gesamte Branche in eine sogenannte "Multikrise" gestürzt haben.
Luxuslabels und gesunkene Nachfrage
Während auf der Fashion Week in Paris die neuesten Kreationen der Designer präsentiert werden, ist die Stimmung bei den Luxuslabels gedämpft. Der wichtigste Absatzmarkt, China, verzeichnet eine deutlich gesunkene Nachfrage. Dies betrifft nicht nur das obere Segment, sondern die gesamte Modebranche.
Inflation und gestörte Lieferketten
Die Nachwirkungen der gestörten Lieferketten während der Corona-Pandemie, die steigenden Rohstoffpreise und die Inflation haben die Modebranche stark getroffen. Viele Unternehmen konnten diesen Belastungen nicht standhalten und mussten Insolvenz anmelden. Bekannte Namen wie Esprit, Peek & Cloppenburg, Scotch & Soda und Gerry Weber sind nur einige Beispiele.
Der Aufstieg der Ultra-Fast-Fashion
Ein weiterer Faktor, der den stationären Handel unter Druck setzt, ist der Boom der Ultra-Fast-Fashion. Anbieter wie Wish, Temu und Shein produzieren extrem billig und umgehen den Zwischenhandel, was zu einem aggressiven Preiskampf führt. Diese Entwicklung wird durch die anhaltende Konsumflaute, ausgelöst durch den Ukraine-Konflikt, noch verstärkt.
Ausbeutung in der Produktion
Ein erheblicher Teil der in Deutschland verkauften Kleidung wird in Ländern wie China und Bangladesch unter fragwürdigen Bedingungen produziert. Trotz verbesserter Sicherheitsstandards nach der Rana-Plaza-Katastrophe von 2013 haben sich die Arbeitsbedingungen und Löhne kaum verbessert. Gisela Burckhardt von Femnet kritisiert, dass die Arbeiterinnen weiterhin zu Hungerlöhnen arbeiten müssen.
Nachhaltigkeit versus Preis
Obwohl Nachhaltigkeit für viele Konsumenten wichtig ist, spielt der Preis eine entscheidende Rolle. Laut Handelsforscher Kai Hudetz geben 74 Prozent der Befragten an, dass ihnen Nachhaltigkeit wichtig sei, aber der Preis derzeit wichtiger ist. Diese Lücke wird von Ultrabillig-Anbietern ausgefüllt, die durch Gamification-Elemente wie Glücksräder und Coupons besonders junge Käufer ansprechen.
Manipulation und Vertrauen
Viele Konsumenten sind sich der manipulativen Taktiken auf den Webseiten dieser Anbieter bewusst und haben Bedenken hinsichtlich der Qualität und Vertrauenswürdigkeit der Produkte. Dennoch bleibt der Erfolg dieser Plattformen ungebrochen, da sie es vielen Menschen ermöglichen, mehr Produkte zu kaufen, als sie sich sonst leisten könnten.
Die Modebranche steht vor gewaltigen Herausforderungen. Es bleibt abzuwarten, wie sie sich in den kommenden Jahren entwickeln wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Krise zu bewältigen.
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