Neue Enthüllungen im Nord-Stream-Sabotagefall: Verbindungen auf höchster staatlicher Ebene?
Die Ermittlungen zur Sabotage der Nord-Stream-Pipelines im Herbst 2022 nehmen eine neue Wendung. Wie jüngste Recherchen des „Spiegel“-Magazins, ZDF und des dänischen Rundfunks DR zeigen, reiste der mutmaßliche Saboteur Wolodymyr Sch. mehrfach nach Deutschland, bevor er sich in die Ukraine absetzte. Diese neuen Erkenntnisse werfen ein Schlaglicht auf mögliche staatliche Verwicklungen in den Fall.
Ein Besuch in Berlin vor der Flucht
Wolodymyr Sch., gegen den ein europäischer Haftbefehl vorliegt, hielt sich Ende Mai in Berlin auf. Er besuchte eine Verwandte seiner Frau, bevor er nach Polen zurückkehrte. Diese Reise fand nur wenige Tage vor der Ausstellung des Haftbefehls statt. Auch eine geplante Reise nach Dänemark wurde von Sch.s Ehefrau kurz nach der Übermittlung des Haftbefehls storniert.
Flucht nach Polen und die Rolle der polnischen Behörden
Obwohl polnische Behörden den Haftbefehl umgehend hätten vollstrecken müssen, geschah dies nicht. Stattdessen sollen hochrangige polnische Politiker ihren deutschen Kollegen mitgeteilt haben, dass eine Festnahme nicht erfolgen werde. Es wird vermutet, dass Sch. vor einer drohenden Festnahme gewarnt wurde, was auf eine mögliche Verwicklung polnischer Stellen hinweist.
Verbindungen zur Ukraine
Die Flucht von Wolodymyr Sch. in die Ukraine wirft weitere Fragen auf. Er überquerte die Grenze zwischen Polen und der Ukraine in einem Fahrzeug mit diplomatischen Kennzeichen, das der ukrainischen Botschaft in Warschau zugeordnet wird. Diese Umstände legen nahe, dass auch ukrainische Behörden in die Flucht von Sch. involviert gewesen sein könnten.
Koordination auf höchster staatlicher Ebene?
Der ehemalige BND-Chef August Hanning äußerte gegenüber dem Wall Street Journal, dass eine solche Operation nur auf höchster staatlicher Ebene koordiniert werden könne. Diese Aussage verstärkt die Annahme, dass sowohl die Ukraine als auch Polen ein Interesse an der Sabotage der Nord-Stream-Pipelines gehabt haben könnten. Die Tatsache, dass Sch. sich über Polen absetzen konnte, untermauert diese Vermutung zusätzlich.
Ein Politikum mit weitreichenden Konsequenzen
Der Fall hat sich mittlerweile zu einem Politikum entwickelt. Die deutschen Sicherheitsbehörden, darunter die Bundesanwaltschaft, das Bundeskriminalamt und die Bundespolizei, sind sich sicher, dass Ukrainer hinter der Attacke stecken. Die neuen Enthüllungen werfen jedoch ein Licht auf die möglichen staatlichen Verstrickungen und die geopolitischen Interessen, die hinter der Sabotage stehen könnten.
In einer Zeit, in der politische und wirtschaftliche Spannungen in Europa zunehmen, zeigt der Fall Nord-Stream erneut, wie fragil die internationale Sicherheitslage ist. Es bleibt abzuwarten, wie die deutschen und internationalen Behörden auf diese neuen Erkenntnisse reagieren werden und welche weiteren Enthüllungen in den kommenden Wochen ans Licht kommen.