Rentenreform: Wirtschaftsweise fordern entschiedenes Handeln
Angesichts der sich zuspitzenden Debatte um die Zukunft des deutschen Rentensystems hat Monika Schnitzer, die Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, einen dringenden Appell an die Politik gerichtet. In einer Zeit, in der die Diskussionen um die Rente mit 63 und die finanzielle Nachhaltigkeit des Rentensystems in vollem Gange sind, betont Schnitzer die Notwendigkeit eines breiten parteiübergreifenden Konsenses für eine umfassende Rentenreform.
„Wir können es uns nicht leisten, einfach die Renten weiter so steigen zu lassen wie bisher“, warnte Schnitzer in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Die Forderung nach einer Reform ist umso dringlicher, als dass die finanzielle Belastung der Rentenkasse durch das Renteneintrittsalter der Babyboomer-Generation und die damit einhergehende geringere Anzahl an Beitragszahlern zunehmen wird.
Die Rentenformel auf dem Prüfstand
Die derzeitige Kopplung der Rentenerhöhungen an die Lohnentwicklung sieht Schnitzer kritisch. Sie schlägt vor, dass die Rentenanpassungen zukünftig eher an die Inflationsentwicklung gekoppelt werden sollten. Dies würde zwar bedeuten, dass Rentner weniger stark von der Wirtschaftsentwicklung profitieren, aber ihre Kaufkraft würde zumindest erhalten bleiben.
Die Herausforderungen des demografischen Wandels sind nicht zu unterschätzen. Schnitzer weist darauf hin, dass die Generation der Babyboomer einen Teil des Generationenvertrags nicht eingehalten habe: Sie haben zwar für die aktuelle Rentnergeneration gezahlt, aber nicht genügend Kinder großgezogen, die später die Rentenbeiträge für ihre eigene Rente zahlen könnten. „Das Problem ist, dass die Babyboomer einen Teil des Generationenvertrags nicht eingehalten haben.“
Private Vorsorge wird unumgänglich
Die Menschen müssen laut Schnitzer mehr Eigenverantwortung übernehmen und selbst mehr für ihre Rente ansparen. Sie erinnert daran, dass bereits vor 20 Jahren darauf hingewiesen wurde, dass die gesetzliche Rente allein nicht ausreichen wird, um den Lebensstandard im Alter zu halten. Für Geringverdiener könnten staatliche Zuschüsse eine Lösung sein, um ihnen das private Ansparen zu ermöglichen.
Kritik an der Rente mit 63
Die Rente mit 63 wird von Schnitzer ebenfalls kritisch betrachtet. Sie merkt an, dass diese oft von Menschen in Anspruch genommen wird, die durchschnittlich verdient haben und überdurchschnittlich gesund sind, und nicht von jenen, die aufgrund ihrer körperlich anstrengenden Berufe früher in Rente gehen müssten. „Wenn man die Maßnahme zielgenauer machen wollte, dann sollte man diese abschlagsfreie Rente für Geringverdiener vorbehalten“, schlägt Schnitzer vor.
Streit um den Bundeshaushalt lähmt Reformen
Der Streit um den Bundeshaushalt 2025 hat bisher eine Entscheidung des Bundeskabinetts über eine geplante Rentenreform verzögert. Die Reform soll das Rentenniveau von 48 Prozent für die Zukunft garantieren und durch Anlagen am Kapitalmarkt Beitragsanstiege abdämpfen. Doch die Zeit drängt, und die politischen Akteure sind gefordert, über ihre Schatten zu springen und eine Lösung zu finden, die langfristig tragfähig ist.
Fazit: Handlungsbedarf ist unverkennbar
Die Worte der Chefin der „Wirtschaftsweisen“ sind ein deutliches Signal an die politisch Verantwortlichen. Es bedarf umsichtiger und zukunftsorientierter Entscheidungen, um das deutsche Rentensystem an die Herausforderungen der kommenden Jahre anzupassen. Die Zeit für parteipolitische Spielchen ist vorbei; jetzt ist die Stunde, in der Weitsicht und Kompromissbereitschaft gefragt sind, um die Rentenversicherung für kommende Generationen zu sichern.
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