Silberpreis im Aufwind: Angebotsdefizit als Katalysator
Der Silberpreis erlebt eine Phase der Stärke, die Investoren und Analysten gleichermaßen aufmerksam verfolgen. Mit einem beeindruckenden Anstieg von 27 % auf Jahressicht, der zwischenzeitlich sogar bei 36 % lag, als Silber am 20. Mai ein neues 11-Jahreshoch von 32,50 USD erreichte, hat das weiße Metall andere Edelmetalle wie Gold deutlich übertroffen. Diese Entwicklung ist ein klares Zeichen dafür, dass Silber als Anlageklasse nicht unterschätzt werden darf und seine Rolle in einem diversifizierten Portfolio weiterhin von Bedeutung ist.
Die Gründe für den Aufschwung des Silberpreises sind vielfältig, aber ein strukturelles Angebotsdefizit ist ein zentraler Faktor, der den Markt beeinflusst. Die Nachfrage nach Silber steigt kontinuierlich, insbesondere aufgrund seiner doppelten Funktion als Industriemetall und Finanzanlage. In Zeiten, in denen die Energiewende eine immer wichtigere Rolle spielt, ist Silber als Schlüsselkomponente für Solarpaneele besonders gefragt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das zunehmende Interesse von Investoren und Zentralbanken, besonders aus China, wo die Silberimporte signifikant gestiegen sind. Diese Entwicklung könnte das Angebotsdefizit weiter verschärfen und somit den Silberpreis zusätzlich beflügeln, wie Laurent Joué, Leiter Systematic Alternatives und Lead Portfoliomanager bei Lombard Odier Investment Managers, erläutert.
Angebotsdynamik und Nachfragewachstum
Die Dynamik des Silberangebots ist komplex, da rund 70-75 % der Gesamtnachfrage auf abgebautes Silber entfällt, während nur ein Viertel aus recyclingfähigen Quellen stammt. Die Tatsache, dass ein Großteil des Silbers als Nebenprodukt in der Gewinnung anderer Metalle anfällt, führt dazu, dass Veränderungen in der Silbernachfrage und -preisen nur begrenzte Auswirkungen auf die Bergbauindustrie haben.
Die Prognosen verheißen, dass die Silberproduktion bis 2024 um 3 % auf ein Achtjahreshoch steigen könnte, was auf eine Erholung der Minenproduktion zurückzuführen ist. Im Gegensatz dazu könnte das Volumen des recycelten Silbers um 3 % sinken, was das strukturelle Angebotsdefizit weiter verfestigen würde.
Die Rolle der Solarenergie
Die Verwendung von Silber in Solar-Photovoltaik (PV) ist ein entscheidender Faktor für das strukturelle Nachfragewachstum. Es wird erwartet, dass der Anteil des in Solarzellen verwendeten Silbers von 14 % im Jahr 2023 auf über 30 % im Jahr 2030 steigen könnte. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass die Energiewende eine positive Abhängigkeit der Silberpreise bewirken wird, da das Angebot mit der steigenden Nachfrage nicht Schritt halten kann.
Die Möglichkeit, dass das Angebot durch erhöhte Primärproduktion oder Recycling, Verbesserungen der Ressourceneffizienz oder die Substitution durch andere Metalle gesteigert werden könnte, hängt von entsprechenden Preissignalen ab. Doch solange die Energiewende weiterhin voranschreitet, ist es wahrscheinlich, dass der Silberpreis weiterhin von dieser Entwicklung profitiert.
Ein kritischer Blick auf die Zukunft
Während die technische Analyse darauf hindeutet, dass der Silberpreis kurzfristig einem Momentum-Verlust ausgesetzt sein könnte, zeigt die fundamentale Betrachtung ein klares Bild: Silber ist mehr als nur ein Edelmetall, es ist ein wesentlicher Bestandteil der modernen Industrie und ein wichtiger Akteur in der Energiewende.
Die deutsche Politik sollte diese Entwicklungen genau beobachten und die Bedeutung von Edelmetallen wie Silber im Kontext der Energiewende und technologischen Fortschritts nicht unterschätzen. Es ist an der Zeit, dass traditionelle Werte und die Stärkung der deutschen Wirtschaft auch die Förderung von Rohstoffen, die für die Zukunft entscheidend sind, einschließen. Nur so kann Deutschland seine Position als Innovationsführer behaupten und gleichzeitig für eine sichere und nachhaltige Versorgung mit wichtigen Industriemetallen sorgen.
Die aktuelle Entwicklung des Silberpreises sollte als Weckruf dienen, um die Bedeutung von Edelmetallen in der deutschen Wirtschaftspolitik neu zu bewerten und die Chancen zu ergreifen, die sich durch ein strukturelles Angebotsdefizit ergeben.
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