Vorwürfe von Rassismus und sexistischer Diskriminierung beim WEF
In den letzten Jahren stand Klaus Schwabs World Economic Forum (WEF) mit dessen propagiertem Great Reset für eine woke Politik ohne Diskriminierung. Nun melden sich ehemalige Mitarbeiter zu Wort und behaupten, dass rassistische und sexistische Diskriminierung beim WEF an der Tagesordnung seien.
Schwere Anschuldigungen gegen das WEF
Enthüllt wurden die weitreichenden Anschuldigungen vom Wall Street Journal (WSJ). Im Rahmen einer Recherche unterhielt sich das WSJ mit rund 80 ehemaligen Angestellten des WEF, die schwere Anschuldigungen nicht nur gegen die Organisation, sondern auch gegen deren Kopf Klaus Schwab erhoben. Im Raum stehen Vorwürfe wegen angeblicher Diskriminierung älterer Mitarbeiter über 50 Jahren, rassistische Aussagen hochrangiger Mitarbeiter sowie die grassierende sexuelle Belästigung von Frauen.
Diskriminierung von Alten, Schwarzen und Frauen
So soll Klaus Schwab selbst die Entlassung einer Reihe von Mitarbeitern über 50 angeordnet haben, um auf diesem Wege das Team des WEF zu verjüngen. Als sich der damalige Leiter der Personalabteilung, Paolo Gallo, weigerte, dies ohne triftigen Kündigungsgrund durchzuführen, wurde er kurze Zeit später selbst entlassen.
Weiters trug das WSJ eine Reihe von Beschwerden schwarzer Mitarbeiter zusammen, die über Verfehlungen weißer Vorgesetzter berichteten, die das Wort „Neger“ benutzt haben sollten. Einzelne Mitarbeiter klagten auch darüber, dass sie als Schwarze bei wichtigen Beförderungen übergangen bzw. nicht zum jährlichen Treffen in Davos eingeladen wurden. In all diesen Fällen vermuteten die Betroffenen rassistische Beweggründe für die Entscheidungen.
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz
Die häufigste Anschuldigung aber ist sexuelle Belästigung. Diese reicht von einfachen unerwünschten Komplimenten am Arbeitsplatz über direkte Anzüglichkeiten bis hin zu zwar nicht erzwungenen, aber von der Spitze erwarteten sexuellen Handlungen zwischen weiblichen WEF-Mitarbeitern und wichtigen Geschäftspartnern im Rahmen des Forumstreffens in Davos.
Wokeness als Geschäftsmodell
Auf Anfragen des WSJ dementierte das WEF alle Vorwürfe. Altersdiskriminierung habe niemals stattgefunden. Jene Mitarbeiter, die sich nachweislich rassistisch geäußert haben, wären entlassen worden, die sexuellen Anschuldigungen entsprächen entweder nicht der Wahrheit, oder seien ebenfalls einvernehmlich geklärt worden.
In vielen der Fälle dürfte tatsächlich die Frage sein, inwiefern dabei die Grenze des Strafbaren überhaupt überschritten worden ist. Zwar wird seit #Metoo bereits nach einem unerwünschten Kompliment der mediale Aufstand geprobt, aber rechtliche Konsequenzen gab es für solches Verhalten (bislang) noch nicht.
Heuchelei der Eliten
Viel wichtiger ist aber das sich aus diesen Anschuldigungen abzeichnende Sittenbild des WEF. Während die Organisation in der Außendarstellung vor allem auf Gleichstellung und klimatische Weltenrettung setzt, zeichnen die nunmehrigen Vorwürfe das Bild einer Organisation, in der sich – ganz klassisch – mächtige Manager mit viel Ellbogeneinsatz die Welt gefügig machen und dabei kein Klischee aus dem Wolf of Wall Street auslassen.
Abstoßend? Gewiss! Überraschend? Nicht wirklich. Eine Ausnahme? Sicherlich nicht. Denn die Vorwürfe belegen vor allem eine Sache: Dass es sich bei den Puppenspielern dieser Welt eben keinesfalls um Überzeugungstäter handelt, die an all die von ihnen propagierten woken Werte wirklich glauben, sondern um opportunistische Geschäftsleute, die mit dem Diktat woker Werte ein Geschäftsmodell entwickelt haben, mit dem sie auf ideologischem Wege die Märkte diktieren können.
Lebenslüge der Vereinbarkeit von Karriere und Familie
Ob all jene Manager, die nach kurzer Zeit wieder ausschieden und sich nun diskriminiert fühlen, tatsächlich idealistischer waren, oder ob diese lediglich im Haifischbecken des WEF nicht bestehen konnten und nun ihre verspätete Rache nehmen, wird schwer zu beurteilen sein.
Denn eine Stelle beim WEF erfordert einiges an Vorarbeit, bei der es wohl kaum entspannter und menschenfreundlicher zugegangen sein dürfte. Selbst dort, wo nicht die alten Regeln von Männerklubs galten, werden die neuen woken Regeln nicht zu weniger kompetitiven Verhältnissen geführt haben. Es profitierten davon halt nur die Anderen.
Tatsächlich werfen diese Anschuldigungen eher die alte Frage auf, ob solche Verhältnisse in hohen Positionen in der Geschäftswelt (zumindest in bestimmten Branchen) überhaupt vermeidbar sind, bzw. ob Organisationen ohne solche Haifischbecken dann noch kompetitiv sein könnten.
Einer der Vorwürfe an Klaus Schwab lautet, dass er Mitarbeiterinnen, die schwanger wurden, das Leben schwer machte und diese nach ihrer Rückkehr aus der Mutterzeit entweder zurückstufte oder gar entließ. Das mag im Widerspruch zu den vom WEF propagierten Zielen der fairen Einbindung von Müttern in die Berufswelt stehen, ist aber geprägt von der harten Realität einer Geschäftswelt, in der eine andere Priorität außer der Karriere in jedem Fall einen Absturz nach sich zieht, egal ob Mann oder Frau.
Auch Beraterfirmen wie McKinsey sind bekannt dafür, dass wer nicht regelmäßig befördert wird, die Firma verlassen muss. Wer nicht für die Karriere lebt, steigt nicht in die höchsten Ränge auf, auch nicht beim WEF. Vielleicht ist es somit eher an der Zeit, die Lebenslüge der Vereinbarkeit von Karrieren und Familie zu hinterfragen, anstatt eine Form sexistischer Diskriminierung zu verorten.
Solche Überlegungen passen aber weder ins propagierte Weltbild des WEF noch seiner ehemaligen Mitarbeiter. So bleibt es dabei, dass das WEF weiter wokes Wasser predigt, aber den Wein der männerdominierten Geschäftswelt trinkt.
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