Wladimir Klitschko im Klartext: "Deutschlands Zögern gefährdet nicht nur die Ukraine"
Die Lage in der Ukraine spitzt sich zu, während Deutschland und die westliche Welt weiterhin über Waffenlieferungen debattieren. Wladimir Klitschko, der sich neben seiner sportlichen Karriere auch politisch engagiert, findet deutliche Worte.
In einem kürzlich geführten Interview mit der Presse äußerte sich der ehemalige Boxweltmeister Wladimir Klitschko zu den aktuellen Geschehnissen in seiner Heimat, der Ukraine. Dabei betonte er vor allem die Dringlichkeit weiterer Waffenlieferungen und kritisierte die deutsche Regierung für ihre zögerliche Haltung.
Kriegsmüdigkeit und Waffenbedarf
Die ukrainischen Streitkräfte seien laut Klitschko erschöpft und das Land habe kaum noch Munition zur Verteidigung, geschweige denn zum Angriff. Die Forderung nach mehr Waffen, insbesondere nach F-16-Kampfflugzeugen und Taurus-Langstreckenmarschflugkörpern, sei daher nicht nur ein Wunsch, sondern eine Notwendigkeit.
"Die Ukraine nicht zu schützen, heißt, Deutschland in Gefahr zu bringen", warnte Klitschko und spielte damit auf die geopolitische Bedeutung der Ukraine für die Sicherheit Europas an. Er betonte auch, dass die Ukraine keine westlichen Bodentruppen benötige, sondern lediglich das "Kriegswerkzeug", um sich selbst verteidigen zu können.
Politische Differenzen und innerukrainische Kritik
Auch innerhalb der Ukraine gibt es politische Spannungen. So kritisierte Klitschko die Regierung für die verzögerte Mobilisierung und Rekrutierung neuer Soldaten. Er forderte die Bevölkerung auf, unabhängig von der Beliebtheit politischer Entscheidungen, zusammenzustehen.
Der Konflikt zwischen seinem Bruder, dem Bürgermeister von Kyjiw, Vitali Klitschko, und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurde ebenfalls thematisiert. Wladimir Klitschko verteidigte seinen Bruder und wies darauf hin, dass es der Präsident sei, der ein Problem mit dem Bürgermeister habe und nicht umgekehrt.
Das Schicksal der Kinder und die Zukunft der Ukraine
Ein besonderes Anliegen Klitschkos ist das Schicksal entführter ukrainischer Kinder. Er beschrieb die Situation als Genozid am ukrainischen Volk und forderte mehr Anstrengungen, um die Kinder zurückzuholen.
Zudem äußerte sich Klitschko zu den anstehenden Präsidentschaftswahlen in der Ukraine. Trotz der kritischen Lage sei es wichtig, dass Wahlen stattfinden, um demokratische Strukturen zu wahren und Zustände wie in Russland zu vermeiden.
Klare Worte an Deutschland
Deutschland, das sich mit der Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern zurückhält, steht in der Kritik des ehemaligen Boxers. Klitschko kann die Entscheidung der deutschen Regierung nicht nachvollziehen und sieht darin eine Gefährdung für die Ukraine und indirekt auch für Deutschland.
Die Unterstützung der USA, die durch interne politische Blockaden gefährdet ist, sei ebenfalls entscheidend für den Erfolg der Ukraine im Krieg gegen Russland.
Fazit
Wladimir Klitschko macht deutlich, dass die Ukraine mehr als nur Solidaritätsbekundungen braucht. Sie benötigt konkretes militärisches Gerät, um ihre Verteidigungsfähigkeit zu stärken. Das Zögern Deutschlands und anderer westlicher Länder könnte fatale Konsequenzen für die gesamte europäische Sicherheitsarchitektur haben.
Die Aussagen Klitschkos sind ein dringlicher Appell an die internationale Gemeinschaft, die Unterstützung für die Ukraine zu intensivieren und damit ein Zeichen für Freiheit und Demokratie zu setzen.
Quelle: Interview mit Wladimir Klitschko, veröffentlicht durch Kooperation mit Tagesspiegel.