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02.09.2024
07:56 Uhr

Zurückgezogene Studien: Ein wachsendes Problem in der Wissenschaft

Zurückgezogene Studien: Ein wachsendes Problem in der Wissenschaft

Ein kürzlich gestartetes Projekt zielt darauf ab, wissenschaftliche Studien zu identifizieren, die zurückgezogene Forschung zitieren. Diese Bemühungen werfen ein beunruhigendes Licht auf die Integrität der wissenschaftlichen Literatur.

Die Rolle von Retraction Watch

Die Website Retraction Watch verfolgt seit Jahren die Rücknahme wissenschaftlicher Studien. Besonders während der Corona-Pandemie wurden zahlreiche Studien als fehlerhaft erkannt und zurückgezogen. Doch das Problem endet nicht mit der Rücknahme. Viele dieser Studien geistern weiterhin als Referenzen in der Fachliteratur herum.

Ein Beispiel aus der Praxis

Im Januar wurde ein Übersichtsartikel über Methoden zur Erkennung menschlicher Krankheiten durch Untersuchung des Auges veröffentlicht. Erschreckenderweise waren 60 Prozent der zitierten Arbeiten bereits zurückgezogen worden. Dieser Fall ist einer der extremsten Beispiele, die das Projekt aufgedeckt hat.

Initiator des Projekts

Der Informatiker Guillaume Cabanac von der Universität Toulouse ist der Initiator dieses Projekts. Er hat ein Werkzeug entwickelt, das er „Feet of Clay Detector“ nennt, und das darauf abzielt, problematische Arbeiten zu identifizieren. Cabanac betont, dass er niemanden beschuldigt, sondern lediglich feststellt, dass einige Bibliografien auf zurückgezogene oder widerrufene Quellen verweisen.

Die Reaktionen der Wissenschaftsgemeinde

Die Reaktionen auf Cabanacs Arbeit sind gemischt. Einige Autoren haben sich bei ihm bedankt, dass er sie auf Probleme in ihren Referenzen aufmerksam gemacht hat. Andere argumentieren, dass es unfair sei, ihre Arbeit aufgrund von Rücknahmen infrage zu stellen, die nach der Veröffentlichung erfolgt seien.

Die Bedeutung für die wissenschaftliche Integrität

Zurückgezogene Referenzen sind ein nützlicher Hinweis darauf, dass eine Arbeit einer genaueren Überprüfung unterzogen werden könnte. Dies betont auch Tamara Welschot vom Team für Forschungsintegrität bei Springer Nature. Sie weist darauf hin, dass der Rückzug von Referenzen in einer narrativen Übersichtsarbeit nicht zwangsläufig das Originalpapier ungültig macht. Wenn jedoch Studien in einer systematischen Übersichtsarbeit oder Meta-Analyse zurückgezogen werden, sollten die Ergebnisse dieser Übersichtsarbeit neu berechnet werden.

Fazit

Das Projekt von Guillaume Cabanac zeigt deutlich, dass es in der wissenschaftlichen Literatur erhebliche Probleme gibt. Es ist von größter Bedeutung, dass solche Initiativen unterstützt und weiterentwickelt werden, um die Integrität der Wissenschaft zu wahren. Die deutsche Regierung und wissenschaftliche Institutionen sollten diese Entwicklungen genau beobachten und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um die Qualität der Forschung zu sichern.

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