Alarmierender Wohnungsnotstand: Baubranche unter Druck, Politik am Pranger
Die Schere zwischen Wohnungsbedarf und Neubautätigkeit in Deutschland öffnet sich immer weiter. Die Baubranche schlägt Alarm und fordert eine drastische Kehrtwende der Politik, um die tiefgreifende Krise im Wohnungsbau zu bewältigen. Wie aus einem aktuellen Frühjahrsgutachten hervorgeht, erreicht der Wohnungsnotstand neue bedenkliche Höchstwerte. Experten prognostizieren, dass die Zahl der fehlenden Wohnungen bis zum Jahr 2027 auf 830.000 ansteigen könnte.
Der Wohnungsbau kollabiert unter politischen Fehlentscheidungen
Die Ursachen des Wohnungsnotstands sind vielfältig, doch im Zentrum der Kritik stehen hohe Zinsen, explodierende Materialkosten und teure Grundstücke. Die Bauindustrie sieht sich durch politische Fehlwege in die Enge getrieben. "Wir sind in Deutschland auch beim Bauen nicht mehr wettbewerbsfähig", beklagt Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA). Die von der Bundesregierung angestrebte Marke von 400.000 Neubauten pro Jahr rückt in weite Ferne, während die Fertigstellungen voraussichtlich auf 150.000 pro Jahr sinken werden.
Staatliche Gier als Bremse für den Wohnungsbau?
Die finanzielle Belastung durch Steuern, Abgaben und staatliche Auflagen ist enorm. Mit einer Staatsquote von 37 Prozent der Herstellungskosten macht der Staat nach Ansicht des ZIA "die fette Beute". Die hohen Zinsen, die seit dem Frühjahr 2022 gestiegen sind, haben die Situation verschärft. "Es war ein schneller Zinsanstieg", erklärt Immobilienweise Lars Feld, der die Baubranche in eine missliche Lage gebracht hat. Die Konsequenz: Ein Stopp des Wohnungsbaus und ein Markt, der den Neubau von Wohnungen nicht mehr rentabel macht.
Klimapolitik als weiterer Kostenfaktor
Ein weiterer belastender Faktor sind die umfassenden Klimavorschriften, die zu höheren Kosten und Unsicherheit führen. Das "Gebäude-Energien-Gesetz" (GEG) und das mittel- bis langfristige Verbot von fossilen Heizsystemen sorgen für zusätzliche Verwirrung bei Bauherren und Investoren.
Die Lösungsvorschläge der Baubranche
Um der Misere entgegenzuwirken, schlägt der ZIA vor, durch ein Programm der staatlichen Förderbank KfW die Marktzinsen auf zwei Prozent zu reduzieren, was etwa 100.000 zusätzliche Wohnungen ermöglichen könnte. Auch ein temporärer Verzicht auf die Grunderwerbsteuer oder kommunale Abschöpfungen beim Wohnungsbau könnten laut Mattner "der Superturbo" für den Neubau sein.
Regierungsinitiativen: Zu wenig und zu spät?
Bauministerin Klara Geywitz setzt auf staatliche Förderungen und verweist auf eine geplante Investition von 18 Milliarden Euro in den sozialen Wohnungsbau bis 2027. Doch angesichts der dramatischen Lage erscheinen diese Maßnahmen als Tropfen auf den heißen Stein. Die Problematik des Immobilienmarktes beschränkt sich nicht auf Deutschland, sondern ist ein europaweites Phänomen, das dringend einer Lösung bedarf.
Fazit: Ein Weckruf für die Politik
Die aktuelle Situation im Wohnungsbau ist ein deutlicher Weckruf für die Politik. Es bedarf einer umfassenden Strategie und sofortiger Maßnahmen, um die Wohnungsnot zu bekämpfen und die Baubranche zu entlasten. Die Zeit für halbherzige Lösungen ist vorbei; jetzt ist entschlossenes Handeln gefragt, um den Menschen in Deutschland ein Grundrecht – das auf Wohnen – zu sichern.