Batterie-Recycling: Scheitert die E-Mobilität an fehlendem Rohstoff-Nachschub?
Die Elektromobilität erlebt weltweit einen Boom, doch die Versorgung mit notwendigen Rohstoffen wird zunehmend zur Herausforderung. Die Europäische Union setzt auf hohe Recycling-Quoten für Batteriemetalle, um den Bedarf zu decken. Doch reichen die Altbatterien tatsächlich aus, um den Nachschub zu sichern?
Recycling-Quoten und deren Herausforderungen
Während die Wiederaufarbeitung von bleibasierten Starterbatterien mit einer Recyclingquote von 99 Prozent längst die Vorgaben der EU zur Kreislaufwirtschaft erfüllt, sieht es bei den Lithium-Ionen-Akkumulatoren der Elektromobile anders aus. Hier gibt es sowohl eine Vornutzung, um die Qualität zu erhalten, als auch eine Nachverwendung, wenn die Leistung für die Nutzung im Fahrzeug nicht mehr ausreicht, aber stationär noch genutzt werden kann.
Diese Second-Life-Nutzung steht jedoch im Wettbewerb mit dem stofflichen Recycling. Solange dieser Wettbewerb besteht, fehlt die kritische Menge an gebrauchten Batterien für ein industrielles Recycling. Zudem ist die Entwicklung der Antriebsbatterien noch nicht abgeschlossen, was immer wieder zu Änderungen beim Materialeinsatz führt.
Probleme der Ladeinfrastruktur
Die Elektromobilität steht nicht nur vor Herausforderungen bei der Rohstoffversorgung, sondern auch bei der Ladeinfrastruktur. Hohe Preise für europäische Stromer und hohe Zölle für preiswertere chinesische Fahrzeuge behindern den Erfolg der Elektromobilität. Lange Ladezeiten und die unzureichende Verfügbarkeit von Ladesäulen verschärfen das Problem zusätzlich.
Um die Verfügbarkeit von Ladepunkten zu erhöhen, wurde bereits im November 2020 eine Blockiergebühr eingeführt. Diese greift nach vier Stunden Anschlusszeit des Fahrzeugs an der Ladesäule und beträgt zehn Cent pro Minute, maximal jedoch zwölf Euro pro Ladevorgang. Überzieht man die Ladezeit an Ladepunkten auf Supermarktparkplätzen, könnten die Kosten noch höher ausfallen.
Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffquellen
Derzeit werden die Fahrzeugbatterien zumeist aus chinesischen Quellen bezogen. Doch mit dem politisch gewünschten Decoupling vom Fernen Osten könnte diese Versorgung auf Dauer nicht mehr gesichert sein. Die EU plant daher, das Recycling von Fahrzeugbatterien zu intensivieren, um die Abhängigkeit von Importen der elementaren Rohstoffe Nickel, Lithium und Kobalt zu verringern.
Ein E-Auto mit einer Standardbatterie (50 Kilowattstunden) hat laut ADAC derzeit im Schnitt acht Kilo Lithium, neun Kilo Kobalt und 41 Kilo Nickel an Bord. Die Politik erhofft sich durch das Recycling nicht nur eine Verringerung der Abhängigkeit, sondern auch die Schaffung attraktiver Jobs in Europa und die Verringerung negativer sozialer Folgen in den Herkunftsländern der Rohstoffe.
Ambitionierte Recyclingquoten der EU
Für die Metalle Nickel, Lithium und Kobalt sollen in der EU künftig Quoten eingeführt werden. Von 2027 an sollen jeweils neun von zehn Kilo Kobalt und Nickel aus alten Batterien wiederverwertet werden. Beim Lithium sollen es 50 Prozent sein. Für neue, in der EU hergestellte E-Auto-Akkus soll von 2031 an vorgeschrieben werden, dass sie 16 Prozent recyceltes Kobalt und jeweils 6 Prozent zurückgewonnenes Lithium und Nickel enthalten müssen.
Ob diese Vorgaben technisch umsetzbar sind, bleibt fraglich. Noch ist offen, welche Folgen eine Nichterfüllung der Brüsseler Vorgaben haben könnte. Die ambitionierten Quoten könnten jedoch aufgrund des Second Life der Batterien knapp werden, da eine Weiternutzung der Batterien dem Recyclingmarkt wichtige Rohstoffe entzieht.
Ein digitaler Batteriepass als Lösung
Bislang fehlt in der EU ein anerkanntes System für die noch vorhandene Leistungsfähigkeit der gebrauchten Batterien. Die EU plant daher, bis 2027 einen digitalen Batteriepass einzuführen, um eine effiziente Sammlung der Altbatterien zu gewährleisten. Zudem wird ein Exportverbot für nicht mehr verkehrstaugliche Fahrzeuge angestrebt, um die in den Batterien enthaltenen Sekundärrohstoffe nicht zu verlieren.
Die Zukunft der E-Mobilität hängt entscheidend davon ab, wie erfolgreich das Recycling von Batteriematerialien organisiert werden kann. Nur so kann die massive Abhängigkeit von Importen verringert und die Elektromobilität langfristig gesichert werden.
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