
Benzinpreise bleiben hoch: Kartellamt wittert Preisabsprachen der Ölkonzerne
Die deutschen Autofahrer reiben sich verwundert die Augen: Trotz deutlich gesunkener Rohölpreise bleiben die Spritpreise an den Tankstellen auf einem hohen Niveau. Ein Umstand, der nicht nur Unmut bei den Verbrauchern hervorruft, sondern auch das Bundeskartellamt auf den Plan ruft. Die Wettbewerbshüter haben die Machenschaften der Ölkonzerne nun genauer unter die Lupe genommen - mit alarmierenden Erkenntnissen.
Die Schere zwischen Rohöl- und Benzinpreis wächst
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während der Preisanstieg beim Rohöl im Januar noch unmittelbar an der Tankstelle zu spüren war, kommt der aktuelle Preisrückgang dort kaum an. Die Differenz zwischen Rohölpreis und Großhandelspreis für Superbenzin hat sich in den vergangenen Monaten kontinuierlich vergrößert. Von 21 Cent pro Liter Mitte Januar stieg die Spanne auf sage und schreibe 28 Cent Mitte April. Ein Umstand, der den Verbraucher pro Tankfüllung mehrere Euro kostet.
Oligopol der Ölmultis unter Verdacht
Die wahren Gründe für diese Entwicklung liegen tiefer, als es auf den ersten Blick scheint. Das Kartellamt hat bei seinen Untersuchungen eine bedenkliche Verflechtung der großen Ölkonzerne festgestellt. Shell, BP, Total Energies, Eni und Esso kontrollieren nicht nur die wenigen verbliebenen Raffinerien in Deutschland, sondern sind durch gemeinsame Beteiligungen eng miteinander verbunden. Diese oligopolistische Struktur begünstigt nach Ansicht der Wettbewerbshüter eine koordinierte Preispolitik.
Der "Rocket-Feather-Effekt" schlägt zu
Besonders ärgerlich für die Verbraucher ist das als "Rocket-Feather-Effekt" bekannte Phänomen: Preiserhöhungen werden blitzschnell wie eine Rakete an die Kunden weitergegeben, Preissenkungen dagegen fallen so langsam wie eine Feder. Diese Praxis ist nicht nur bei den Ölkonzernen zu beobachten, scheint aber hier besonders ausgeprägt zu sein.
Kartellamt kündigt verschärfte Kontrollen an
Die Wettbewerbshüter haben bereits angekündigt, den Markt nun noch genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Doppelrolle der Ölkonzerne als Raffineriebetreiber und Tankstellenbetreiber steht dabei besonders im Fokus. Das Fehlen einer "wirksamen Nachfragemacht" verhindert offenbar einen echten Preiswettbewerb - zum Nachteil der Verbraucher.
Die aktuelle Situation zeigt einmal mehr, wie dringend notwendig eine Neuausrichtung der deutschen Energiepolitik ist. Statt sich weiterhin in die Abhängigkeit der Ölmultis zu begeben, wäre eine stärkere Förderung alternativer Antriebskonzepte und der Ausbau der entsprechenden Infrastruktur der richtige Weg. Doch die aktuelle Bundesregierung scheint auch hier wieder einmal den Entwicklungen hinterherzuhinken.
Die Preispolitik der Ölkonzerne offenbart einmal mehr die Schwächen unseres Wirtschaftssystems. Während die Verbraucher die Zeche zahlen, profitieren die großen Konzerne von ihrer Marktmacht - ein unhaltbarer Zustand, der nach entschlossenem Handeln der Wettbewerbshüter schreit.
Die Entwicklung der kommenden Monate wird zeigen, ob das Kartellamt mit verschärften Kontrollen den Preistreibereien der Ölkonzerne Einhalt gebieten kann. Bis dahin bleibt den deutschen Autofahrern nur, die überhöhten Preise zu zahlen - oder verstärkt auf alternative Fortbewegungsmittel zu setzen.
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