Biontech: Ein Stern, der sinkt – Kommunen und Anleger blicken in die Zukunft
Die Zeiten, in denen die Mainzer Biotechnologiefirma Biontech als strahlender Stern am Himmel der Pharmaindustrie galt, scheinen vorüber. Der einstige Impfstoffriese, dessen Adresse "An der Goldgrube 12" in Mainz einst Symbol für die enormen Umsätze war, sieht sich mit einem dramatischen Einbruch der Impfstoff-Umsätze konfrontiert. Dieser Abwärtstrend ist nicht nur für das Unternehmen selbst, sondern auch für die Kommunen, die bisher von den fürstlichen Steuereinnahmen profitierten, eine herbe Enttäuschung.
Im Jahr 2021 konnte Biontech noch einen Nettogewinn von 10,3 Milliarden Euro verzeichnen, eine Umsatzrentabilität, die mehr als beeindruckend ist. Die damalige wirtschaftliche Erfolgsgeschichte trug gar einen halben Prozentpunkt zum Wirtschaftswachstum Deutschlands bei. Doch die Zeiten ändern sich: Ein Jahr später ist der Umsatz bereits auf 3,8 Milliarden Euro gesunken, der Nettogewinn brach um 90 Prozent ein. Für das laufende Jahr erwartet Biontech einen weiteren Rückgang auf 2,5 bis 3,1 Milliarden Euro.
Die Kommunen, insbesondere die Landeshauptstadt Mainz, müssen nun mit einem signifikanten Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen zurechtkommen. Im Vergleich zu 2022 sanken diese um rund 1,04 Milliarden Euro, ein klarer Indikator dafür, dass die goldenen Zeiten vorbei sind. Die Folgen für die kommunalen Haushalte sind gravierend und werfen Fragen auf, wie man die entstehenden Lücken schließen kann.
Die Unternehmensführung von Biontech versucht indes, optimistisch in die Zukunft zu blicken und plant, die onkologische Forschung voranzutreiben. Bis 2026 soll das erste Krebsmedikament auf den Markt kommen, bis 2030 strebt man Zulassungen in zehn Indikationen an. Doch diese Pläne sind ambitioniert und bergen Risiken, wie auch Fondsmanager Markus Manns skeptisch anmerkt. Die Krebs-Pipeline sei zwar "relativ breit und sehr innovativ", befinde sich aber größtenteils noch in einem frühen Stadium.
Die einstige Begeisterung für das "Vakzin-Business" weicht also einer gewissen Ernüchterung. Die Aktie von Biontech, die im August 2021 noch ein Rekordhoch von 350 Euro erreichte, notiert nun bei nur noch 84 Euro. Eine Entwicklung, die auch die Anleger spüren: Sie müssen sich von den profitablen Covid-Umsätzen verabschieden und sich mit der riskanten Krebs-Pipeline auseinandersetzen.
Die Geschichte von Biontech ist ein Lehrstück darüber, wie schnell sich die wirtschaftlichen Gezeiten wenden können. Der einstige Impfstoffriese steht nun vor der Herausforderung, sich neu zu erfinden und in einem sich verändernden Markt zu behaupten. Für die Kommunen, die Anleger und nicht zuletzt für die Mitarbeiter heißt es, die Augen nach vorn zu richten und auf eine Zukunft zu hoffen, die vielleicht nicht mehr ganz so glänzend ist, aber dennoch Chancen bereithält.
Die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft stehen vor der Aufgabe, aus solchen Entwicklungen zu lernen und sich auf traditionelle Stärken zu besinnen. Die Unterstützung von Innovationen und die Förderung von Forschung und Entwicklung sind unerlässlich, doch ebenso wichtig ist es, die Abhängigkeit von einzelnen Wirtschaftszweigen zu reduzieren und Diversifizierung anzustreben. Nur so kann man den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sein und eine stabile Grundlage für Wohlstand und Sicherheit legen.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die deutsche Wirtschaftspolitik dieser Herausforderung stellt und die Weichen für eine nachhaltige und breit aufgestellte Wirtschaftsstruktur stellt, die nicht von einzelnen Unternehmen oder Branchen abhängig ist. Denn nur so kann die Wirtschaftskraft Deutschlands langfristig gesichert und der Wohlstand für alle Bürgerinnen und Bürger gewährleistet werden.
- Themen:
- #Aktien
- #BIP
- #Steuern
- #Insolvenzen