Der Niedergang der deutschen Autoindustrie: Ursachen und Perspektiven
Heute steht der Autogipfel bei Wirtschaftsminister Robert Habeck auf der Tagesordnung. Vertreter der Autoindustrie treffen sich, um die Krise der Hersteller zu besprechen. Es scheint, als ob Habeck den Herstellern vorwerfen könnte, zu spät auf Elektroautos umgeschwenkt zu sein. Diese Herangehensweise ist jedoch fragwürdig.
Die politische Einflussnahme auf die Autoindustrie
Die Politik hat sich eine „elegante“ Lösung ausgedacht: Verbrennermotoren werden nicht verboten, dürfen aber ab 2035 kein CO2 mehr ausstoßen. Dies kommt einem de facto Verbot gleich und hat die europäische Autoindustrie in die von Habeck und Co. gewollte Transformation zu Elektroautos gezwungen – entgegen dem Nachfrageverhalten der Verbraucher.
Volkswagen (VW) hat stark auf Elektroautos gesetzt, was sich nun rächt. Nur dank staatlicher Zuschüsse, die im Dezember 2023 gestrichen wurden, gab es eine künstliche Nachfrage nach Elektroautos. Im August sank der Absatz im Jahresvergleich um 69 %. Die Kunden in Europa sind noch nicht bereit, vollständig auf Elektroautos umzusteigen, was zu Überkapazitäten führt.
Herausforderungen durch die Konkurrenz aus China
China hat die Infrastruktur für Elektroautos massiv ausgebaut und die dortige Autoindustrie umfassend gefördert. Dies verleiht den chinesischen Herstellern einen Vorteil, den europäische Hersteller nicht so einfach aufholen können. Eine Lösung könnten die beschlossenen europäischen Einfuhrzölle sein, um die europäische Autoindustrie zu schützen. Allerdings bauen die Chinesen nun vermehrt Fabriken in der EU, um diese Zölle zu umgehen.
Warum die Autobranche weiter schrumpfen wird
Die deutschen Autohersteller stehen unter Druck – nicht erst seit einigen Wochen, sondern bereits seit 2018. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) beschäftigt sich mit den Gründen und prognostiziert, dass es in Europa weiter bergab gehen wird. Arbeitsplätze fallen weg, Werkschließungen drohen – die deutsche Autoindustrie steht aktuell unter massivem Druck. Seit Jahren schrumpft die Produktion hierzulande, inzwischen ist sie im Vergleich zu 2018 rund 25 Prozent niedriger.
Exporte und Premiumfahrzeuge: Strategien am Limit
Der Erfolg der Branche basierte lange auf Exporten, insbesondere nach China. Im Jahr 2023 wurden gut 75 Prozent der in Deutschland gebauten Autos exportiert. Die Branche konzentrierte sich zudem auf hochpreisige Premiumfahrzeuge – beide Strategien kommen an ihre Grenzen. China hat Deutschland als wichtigsten Produktionsstandort der deutschen Autoindustrie abgelöst. Fast ein Drittel der weltweit gebauten Kraftfahrzeuge kommen inzwischen aus chinesischen Fabriken.
Technologischer Wandel und hohe Kosten
Beim technologischen Wandel hin zu Elektroautos stehen deutsche Hersteller wie VW und BMW hinter Konkurrenten wie Tesla und BYD zurück. China fördert den Absatz von Elektroautos stark, was Unternehmen wie BYD ermöglicht hat, ihren Absatz innerhalb eines Jahres fast zu verdoppeln. Der Standort Deutschland gerät zudem durch hohe Energiekosten und langfristige Genehmigungsverfahren weiter unter Druck. Deutsche Produzenten zahlen bis zu 15 Prozent mehr für Energie als Wettbewerber in den USA oder China.
Die Zukunft der deutschen Autoindustrie
Ein wichtiger Treiber für die deutsche Autoindustrie ist der technologische Wandel. „Die Transformation muss gelingen, sonst wird die Autoindustrie am Standort Deutschland in den kommenden Jahren weiter schrumpfen“, sagt Studienautor Thomas Puls. Um die Produktion und den Absatz von Elektroautos in Deutschland zu fördern, braucht es dringend Investitionen in den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur. Andernfalls bleibt die Nachfrage niedrig.
Die Börse hat die Schwierigkeiten der Branche bereits erkannt. In den letzten zwölf Monaten sank der Aktienkurs von VW um 18,78 %, bei Mercedes um 19,38 % und bei BMW um 26,54 %. Die niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnisse sind ein Warnzeichen für die anhaltenden Herausforderungen der deutschen Autoindustrie.