Deutschland: Produktionsland für den Tabak-Schwarzmarkt
Der Tabak-Schwarzmarkt in Deutschland wächst unaufhaltsam. Eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens KPMG, die im Auftrag des Marlboro-Herstellers Philip Morris International (PMI) durchgeführt wurde, zeigt alarmierende Zahlen. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland schätzungsweise rund 1,6 Milliarden Zigaretten illegal verkauft, was einem Anteil von 2,1 Prozent des gesamten Zigarettenkonsums entspricht. 2022 lag diese Zahl noch bei 1,7 Milliarden.
Hohe Steuerausfälle durch illegalen Handel
Die finanziellen Einbußen für den Staat sind erheblich. Laut Schätzungen von KPMG entgingen dem deutschen Fiskus im Jahr 2023 rund 368 Millionen Euro an Steuereinnahmen. Tammo Körner, Experte von Philip Morris, betont die Notwendigkeit strikterer Kontrollen und fordert eine bessere Ausstattung des Zolls, um dem Tabakschmuggel und den Fälschungen entschiedener entgegenzuwirken.
Illegale Fabriken auch in Deutschland
Die Studie zeigt, dass nicht nur in osteuropäischen Ländern wie Weißrussland, Moldawien und dem Kosovo illegale Zigaretten produziert werden, sondern auch in Deutschland selbst. Ein aufsehenerregendes Beispiel ist eine Zigarettenfabrik in Iserlohn, Nordrhein-Westfalen, die im Juni 2022 von Zollfahndern ausgehoben wurde. Dabei wurden 20.000 Stangen Zigaretten sowie eine komplette Herstellungs- und Verpackungsanlage sichergestellt.
Körner sieht in Iserlohn jedoch nur die Spitze des Eisbergs und vermutet, dass es noch mehrere solcher illegalen Produktionsstätten in Deutschland gibt. Die illegal hergestellten Zigaretten werden häufig nach Frankreich oder Großbritannien geschmuggelt, da dort höhere Gewinne erzielt werden können als im Inland.
Schwarzmarkt in anderen europäischen Ländern größer
Die KPMG-Studie erfasst 38 europäische Staaten und zeigt, dass der Tabak-Schwarzmarkt in anderen Ländern noch gravierender ist. In Frankreich werden schätzungsweise 16,8 Milliarden Zigaretten illegal verkauft, was etwa zehnmal so viel ist wie in Deutschland. Jede dritte Zigarette in Frankreich stammt aus illegalen Quellen, während es in Deutschland nur jede fünfzigste ist. Auch in Großbritannien ist der Schwarzmarkt erheblich größer: Dort werden jährlich rund 6,7 Milliarden Zigaretten illegal verkauft.
Die hohen Steuern und Preise für Zigaretten in Frankreich und Großbritannien führen zu einer größeren Nachfrage nach Schwarzmarktprodukten. Körner erklärt, dass in diesen Ländern die Steuern und damit die Preise für Zigaretten deutlich höher sind als in Deutschland, weshalb das Schwarzmarkt-Angebot und die Nachfrage entsprechend größer sind.
Konsequenzen und Forderungen
Die Verlagerung der illegalen Produktion von Osteuropa nach Westeuropa, und damit auch nach Deutschland, verkürzt den Transportweg und verringert das Risiko, unterwegs von Zollfahndern geschnappt zu werden. Für Kriminelle ist dies ein hoch lukratives Geschäft, bei dem die wahren Hintermänner nur selten verhaftet werden können.
Um dem wachsenden Problem des Tabak-Schwarzmarktes entgegenzuwirken, fordert Körner striktere Kontrollen und eine bessere Ausstattung des Zolls. Nur so könne der Staat die hohen finanziellen Einbußen durch den illegalen Handel reduzieren und die öffentliche Gesundheit schützen.
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