Die Verflechtung von EZB und Großfinanz: Eine kritische Betrachtung der Personalpolitik
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat kürzlich eine Entscheidung getroffen, die in den Kreisen der Kritiker des Finanzestablishments für erhebliche Stirnrunzeln sorgt. Mit der Ernennung von Banafsheh Geretzki, ehemals eine Führungskraft des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock, zur Direktorin der internen Revision, demonstriert die EZB eine Nähe zur Großfinanz, die manchen Beobachtern zutiefst unbehaglich erscheint.
Geretzki, die bereits seit 2020 bei der EZB tätig ist und dort die Überwachung bedeutender Finanzinstitute leitete, bringt zweifelsohne eine beachtliche Expertise aus der Finanzwelt mit. Ihre Karriere führte sie über verschiedene Management- und Investmentbankfunktionen, unter anderem bei Fortress Investment Group und Morgan Stanley, bis hin zu ihrer Ausbildung in Mexiko, den USA und an der European Business School in Oestrich-Winkel.
Dennoch, die Personalie Geretzki wirft Fragen auf, die weit über ihre individuelle Qualifikation hinausgehen. Es geht um die Symbiose zwischen Zentralbanken und Großkapital, die in einer Zeit wachsender sozialer Ungleichheit und politischer Polarisierung zunehmend in die Kritik gerät. Die EZB, die sich als unabhängige Institution versteht, scheint durch solche Personalentscheidungen ihre Distanz zur Welt der Großkonzerne und Lobbyisten weiter zu verringern.
Kritik an der Nähe zum Weltwirtschaftsforum
Die Ernennung Geretzkis ist auch deshalb brisant, weil sie eine Young Global Führungskraft des Weltwirtschaftsforums (WEF) der Klasse von 2014 ist. Obwohl ihr Name aus den Listen des Forums entfernt wurde – eine Praxis, die üblicherweise auf eigenen Wunsch hin erfolgt –, bleibt die Assoziation mit einer Organisation bestehen, die von Kritikern als elitär und als Interessenvertretung der Großkonzerne wahrgenommen wird.
Die Verbindungen von Spitzenpolitikern und Zentralbankern zum WEF sind vielsagend. So wurde Gabriel Attal, Frankreichs neuer Regierungschef, ebenfalls im Rahmen des WEF als Young Global Leader ausgebildet. Die globale Elite scheint ihre Reihen zu schließen und ihre Mitglieder auf Schlüsselpositionen in Wirtschaft und Politik zu hieven.
Die Rolle der EZB in der Global Governance
Die Rolle der EZB in der globalen Finanzarchitektur ist nicht zu unterschätzen. Als Hüterin des Euro und als eine der wichtigsten Zentralbanken der Welt hat sie einen direkten Einfluss auf die Geldpolitik und damit auf das Leben der Menschen in der Eurozone. Die Personalpolitik der EZB sollte daher besonders sensibel gehandhabt werden, um jeden Anschein von Interessenkonflikten oder zu enger Verflechtung mit der Finanzindustrie zu vermeiden.
Die Besorgnis, die solche Personalentscheidungen auslösen, ist nicht unbegründet. Es entsteht der Eindruck, dass die EZB möglicherweise den Interessen der Großfinanz näher steht als den Bürgern, die sie eigentlich schützen sollte. In Zeiten, in denen das Vertrauen in öffentliche Institutionen ohnehin erschüttert ist, könnte dies langfristige Konsequenzen für die Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit der Zentralbank haben.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Ernennung von Banafsheh Geretzki auf die Arbeit der EZB auswirken wird. Doch eines ist sicher: Die Augen der kritischen Öffentlichkeit werden genau darauf gerichtet sein, wie die EZB ihre Rolle in der europäischen und globalen Finanzwelt weiterhin ausfüllt und ob sie den Interessen der Bürger gerecht wird oder den Weg der Nähe zur Großfinanz weiter beschreitet.
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