Expertenrat als Lehre aus der Pandemie: Ethikrat-Chefin Buyx fordert mehr Anerkennung für Jugendliche
Die deutsche Gesellschaft hat in den vergangenen Jahren eine Achterbahn der Gefühle durchlebt. Von der Corona-Pandemie zum Ukraine-Krieg, von Lockdowns zu Energiekrisen. In einem aktuellen Interview betont die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Alena Buyx, dass die Pandemie uns hätte klüger machen sollen – und doch scheinen wir immer noch auf der Suche nach den richtigen Lehren aus dieser globalen Krise zu sein.
Neugründung des Expertenrats Gesundheit und Resilienz
Die Bundesregierung hat reagiert und einen neuen Expertenrat Gesundheit und Resilienz einberufen. Dieses Gremium soll nicht nur in Krisenzeiten beraten, sondern präventiv die Resilienz des öffentlichen Gesundheitssystems stärken. Buyx sieht darin einen Schritt in die richtige Richtung, um zukünftige Krisen besser zu meistern. Doch es bleibt die Frage, ob wir aus den vergangenen Ereignissen wirklich gelernt haben.
Kritische Reflexion der Corona-Maßnahmen
Die Aufarbeitung der Entscheidungen während des ersten Lockdowns steht noch aus. Zwar gibt es Fortschritte, doch die Ethikrat-Chefin betont, dass die Vorbereitungen auf die Pandemie bei weitem nicht optimal waren. Insbesondere der Umgang mit Kindern und Jugendlichen sei ein Punkt, der kritisch zu betrachten ist.
Unerwiderte Solidarität der Jugend
Buyx spricht von einem Problem der unerwiderten Solidarität, bei dem jungen Menschen das Gefühl vermittelt wurde, ihre Disziplin und ihr Verzicht würden von der Gesellschaft nicht ausreichend anerkannt. Rückblickend hätte der Ethikrat früher fordern müssen, dass Kinder und Jugendliche mehr Unterstützung benötigen.
Positive Aspekte der Pandemie für Jugendliche
Erstaunlicherweise gab es auch positive Rückmeldungen von Jugendlichen bezüglich der Pandemie. Die Zeit des Lockdowns wurde teilweise als Chance für familiäre Nähe und bessere Lernbedingungen wahrgenommen. Doch diese positiven Impressionen wurden von dem Gefühl überschattet, von der Gesellschaft vergessen worden zu sein.
Projekt "Welcome back" als Vorbild
Einzelne Projekte wie "Welcome back" in Stuttgart zeigen, wie Anerkennung und Dankbarkeit gegenüber Jugendlichen ausgedrückt werden können. Solche Initiativen sollten nach Ansicht von Buyx vermehrt stattfinden, um den jungen Menschen zu zeigen, dass ihre Anstrengungen gesehen und gewürdigt werden.
Die gesellschaftliche Spaltung vertieft sich
Die Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben die gesellschaftliche Spaltung weiter vertieft. Buyx betont, dass die Verarbeitung von Krisen auch emotional notwendig ist, um Spaltungsphänomene nicht zu verschlimmern. Sie kritisiert, dass die öffentliche Diskussion zu sehr einer Suche nach Schuldigen gleicht, anstatt einen konstruktiven Aufarbeitungsprozess zu fördern.
Desinformation als Herausforderung
Die Ethikrat-Chefin zeigt sich besorgt über die Verbreitung von Desinformation und Fake News, die zur Destabilisierung westlicher Demokratien beitragen. Sie mahnt zur Vorsicht im Umgang mit solchen Phänomenen und zur Stärkung der gesellschaftlichen Resilienz gegenüber Hass und Falschinformationen.
Optimismus trotz Resignation
Trotz der Herausforderungen bleibt Buyx optimistisch. Sie glaubt an das Gute im Menschen und daran, dass die Mehrheit etwas zum Besseren verändern möchte. Es ist ein Appell an die Gesellschaft, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und die Jugend als wichtigen Teil des gesellschaftlichen Gefüges zu sehen und zu würdigen.
Die Corona-Pandemie mag vorüber sein, aber die Lektionen, die wir daraus ziehen, werden uns noch lange begleiten. Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft zusammenkommen und die Anstrengungen aller Altersgruppen während dieser Krise anerkennen – und uns darauf vorbereiten, die nächste Herausforderung gemeinsam zu meistern.
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