Krankenhausreform: Experten befürchten „Klinikschließungen durch die Hintertür“
Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgeschlagene Krankenhausreform könnte zu einer Welle von Klinikschließungen führen, warnt Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Die Reformpläne sehen unter anderem vor, Krankenhäuser in ambulante Zentren umzuwandeln und Fusionen durchzuführen, um so die finanzielle Stabilität der deutschen Krankenhauslandschaft zu gewährleisten.
Reformpläne stoßen auf Kritik
Die geplante Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft stößt bei Experten auf Skepsis. Sie stellen das erklärte Ziel der Reform in Frage und befürchten, dass die Pläne zu einer „Klinikschließung durch die Hintertür“ führen könnten. Laut einer Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung könnten bis zum Jahr 203 rund 25 Prozent von den derzeit 1.700 Krankenhäusern in Deutschland von Schließungen betroffen sein.
Gestiegene Kosten und pandemiebedingte Verschiebungen belasten Krankenhäuser
Einer der Hauptgründe für die finanziellen Schwierigkeiten vieler Krankenhäuser sind gestiegene Kosten und die pandemiebedingte Verschiebung von Operationen. Viele Kliniken schreiben daher rote Zahlen und sind nicht wirtschaftlich. Die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Lauterbach sollen dem entgegenwirken, indem sie Krankenhäuser in ambulante Zentren umwandeln und Fusionen ermöglichen. Weniger Betten und weniger unnötige Operationen sollen die deutschen Krankenhäuser vor einer Insolvenzwelle schützen, so die Begründung der Reform.
Drei-Level-System soll Kliniken strukturieren
Mit der Reform sollen die Krankenhäuser in Deutschland in drei Level unterteilt werden: wohnortnahe Grundversorgung, Regel- und Schwerpunktversorgung sowie Maximalversorgung. Von Schließungen wären besonders Ballungsräume betroffen, in denen eine hohe Dichte an Kliniken besteht. Kritiker wie Bayerns Gesundheitsminister Holetschek befürchten, dass die Reformpläne in der Praxis zu einer „Klinikschließung durch die Hintertür“ führen könnten.
Die Bedeutung der wohnortnahen Grundversorgung
Die wohnortnahe Grundversorgung bildet das Fundament des deutschen Gesundheitssystems und ist für die medizinische Versorgung der Bevölkerung unerlässlich. Eine Schließungswelle von Krankenhäusern könnte dazu führen, dass die Versorgungssicherheit in ländlichen Gebieten und kleineren Städten gefährdet ist. Daher ist es von großer Bedeutung, dass die Reformpläne die wohnortnahe Grundversorgung nicht beeinträchtigen.
Forderungen nach einer nachhaltigen Lösung
Angesichts der aktuellen Diskussion um die Krankenhausreform fordern Experten und Politiker eine nachhaltige Lösung, die die medizinische Versorgung in Deutschland langfristig sichert und gleichzeitig die finanziellen Herausforderungen der Krankenhäuser bewältigt. Dabei sollen nicht nur kurzfristige Maßnahmen wie Klinikschließungen oder Fusionen in Betracht gezogen werden, sondern auch langfristige Strategien zur Stärkung der wohnortnahen Grundversorgung und zur Verbesserung der finanziellen Situation der Krankenhäuser entwickelt werden.
Zusammenfassend steht die geplante Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vor großen Herausforderungen und muss sich kritischen Fragen stellen. Es bleibt abzuwarten, inwiefern die Reformpläne angepasst werden, um eine „Klinikschließung durch die Hintertür“ zu verhindern und eine nachhaltige Lösung für die deutsche Krankenhauslandschaft zu gewährleisten.