MAN-Chef rechnet mit deutscher Wirtschaftspolitik ab: "Industrie wird systematisch abgeschafft"
In einem aufsehenerregenden Interview übt Alexander Vlaskamp, Chef des Nutzfahrzeugherstellers MAN, scharfe Kritik an der deutschen Wirtschaftspolitik. Seine Kernaussage: Die Nutzfahrzeugindustrie werde wie eine "Melkkuh der Nation" behandelt, während gleichzeitig die notwendige Unterstützung für den Umstieg auf E-Mobilität fehle.
Milliarden-Investitionen ohne politische Unterstützung
Die Situation für die Nutzfahrzeugbranche stelle sich derzeit als besonders prekär dar. Während die Unternehmen Milliarden in die Entwicklung elektrischer Antriebe, Batteriezentren und Forschung investieren würden, ziehe sich die Politik aus der Förderung zurück. Besonders kritisch sieht Vlaskamp die Verdoppelung der Lkw-Maut bei gleichzeitiger Streichung der Förderung für E-LKWs.
"Mit so einer Politik schafft man die Industrie in Europa ab", warnt der MAN-Chef eindringlich.
Dramatische Situation bei der Ladeinfrastruktur
Ein besonders erschreckendes Bild zeichnet sich bei der Ladeinfrastruktur ab. Nach Angaben des MAN-Chefs existieren in ganz Deutschland gerade einmal 15 bis 20 reine LKW-Ladesäulen - die meisten davon auf den Werksgeländen von MAN und Daimler. Die schleppende Entwicklung der öffentlichen Ladeinfrastruktur könnte für die Hersteller zum Verhängnis werden.
Drohende Strafzahlungen in Millionenhöhe
Besonders brisant: Ab 2025 drohen den Herstellern massive Strafzahlungen, wenn sie die vorgeschriebenen CO2-Flottengrenzwerte nicht einhalten. Diese könnten sich laut Vlaskamp auf dreistellige Millionenbeträge belaufen - eine existenzbedrohende Situation in der ohnehin angespannten Wirtschaftslage.
Wirtschaftskrise trifft Nutzfahrzeugbranche hart
Die aktuelle Wirtschaftskrise macht dem Unternehmen zusätzlich zu schaffen. Wichtige Kundengruppen wie die Baubranche befinden sich in einer tiefen Krise, was sich direkt auf die Auftragslage auswirkt. MAN hat bereits reagiert:
- Reduzierung der Leiharbeit
- Abbau von Stundenkonten
- Einführung von Kurzarbeit an deutschen Standorten
- Reduzierung von Schichten
Forderungen an die Politik
Der MAN-Chef fordert ein Umdenken in der Politik und konkrete Maßnahmen zur Unterstützung der Branche. Dazu gehören:
- Wiedereinführung der Förderung für E-LKWs
- Massiver Ausbau der Ladeinfrastruktur
- Reduzierung drohender Strafzahlungen
- Langfristige Planungssicherheit für Spediteure
Besonders kritisch sieht Vlaskamp die Verwendung der Mauteinnahmen. Von den zusätzlichen sieben Milliarden Euro Mehreinnahmen sollte seiner Meinung nach mindestens die Hälfte in die Förderung von E-LKWs und den Ausbau der Ladeinfrastruktur fließen. Stattdessen würden die Gelder hauptsächlich in die Bahn umgeleitet.
"Ich habe den Eindruck, dass unsere Anstrengungen viel zu wenig geschätzt werden. Stattdessen werden wir mit Strafzahlungen und mit der Lkw-Maut gemolken und gemolken", resümiert Vlaskamp die aktuelle Situation.
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