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16.04.2024
09:51 Uhr

Online-Glücksspiel in Deutschland: Ein Steuersegen mit Nachholbedarf

Online-Glücksspiel in Deutschland: Ein Steuersegen mit Nachholbedarf

Die deutsche Glücksspielbranche hat im Jahr 2022 neue Rekorde bei den Steuereinnahmen verzeichnet. Mit einem Aufkommen von 2,42 Milliarden Euro an Steuern aus Lotterien, Sportwetten und insbesondere Online-Glücksspielen, konnte der Fiskus rund vier Prozent mehr einnehmen als im Vorjahr. Diese Entwicklung wirft jedoch auch Fragen zur Verwendung und Regulierung der Einnahmen auf.

Online-Poker und virtuelle Spielautomaten als Wachstumstreiber

Der neue Glücksspielstaatsvertrag, der seit Juli 2021 auch das Online-Glücksspiel in Deutschland erlaubt, hat zu einem deutlichen Umsatzanstieg in diesem Sektor geführt. Insbesondere Online-Poker und virtuelle Spielautomaten haben die Steuereinnahmen kräftig angekurbelt. So stiegen die Steuereinnahmen aus Online-Automatenspielen um beeindruckende 51 Prozent auf 287 Millionen Euro, während Online-Poker sogar ein Plus von 141 Prozent verzeichnen konnte.

Stagnation bei traditionellen Lotterien und Rückgang bei Sportwetten

Während die Online-Angebote florierten, stagnierten die Einnahmen aus den traditionellen Lotterien bei 1,66 Milliarden Euro. Überraschend ist der Rückgang der Steuereinnahmen aus Sportwetten um acht Prozent, trotz der Fußball-Weltmeisterschaft 2022, die normalerweise eine Umsatzsteigerung erwarten ließe.

Unklare Verwendung der Steuereinnahmen aus dem Glücksspiel

Die Verwendung der Steuereinnahmen aus dem Glücksspielbereich ist nicht eindeutig geregelt. Während die Lotteriesteuern definierten Zwecken wie Naturschutz oder Kulturförderung zugeführt werden müssen, fehlen solche Vorgaben für die Einnahmen aus Online-Glücksspielen. Experten wie Steffen Otterbach, Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel an der Hohenheimer Universität, fordern eine klare Zweckbindung dieser Mittel, insbesondere für die Suchtbekämpfung und Prävention.

Legales Glücksspiel und die Herausforderung illegaler Anbieter

Trotz der positiven Entwicklung gibt es noch Luft nach oben. Ein Großteil des Online-Glücksspiels wird in Deutschland immer noch als illegal betrachtet, was steuerliche Einnahmen aus diesem Bereich ausschließt. Illegale Anbieter mit Sitz im Ausland entziehen sich der deutschen Steuerpflicht, während die strengen Regulierungen des legalen Marktes Spieler in den nicht regulierten Bereich treiben. Attraktivere Rahmenbedingungen könnten hier Abhilfe schaffen und die Steuereinnahmen weiter steigern.

Kritik an der aktuellen Politik und Forderung nach Veränderung

Die derzeitige Situation offenbart deutlichen Handlungsbedarf seitens der Politik. Es gilt, attraktive und faire Bedingungen für das legale Glücksspiel zu schaffen, um den Schwarzmarkt einzudämmen und die Steuereinnahmen zu maximieren. Die Forderungen nach einer klaren Zweckbindung der Einnahmen und einer Stärkung des legalen Glücksspiels stehen im Einklang mit den Interessen der deutschen Bürger, die ein transparentes und verantwortungsbewusstes Glücksspielumfeld verdienen.

Fazit: Ein Steuersegen mit Verantwortung

Die gestiegenen Steuereinnahmen aus dem Glücksspielbereich sind ein Segen für die Staatskassen. Doch dieser Segen verpflichtet auch zu verantwortungsvollem Handeln. Es ist an der Zeit, dass die Politik klare Regeln für die Verwendung dieser Mittel schafft und gleichzeitig den legalen Glücksspielmarkt stärkt, um die Wirtschaft zu fördern und den Bürgern ein sicheres Spielumfeld zu bieten. Nur so kann der Steuersegen nachhaltig zum Wohle aller eingesetzt werden.

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