Prähistorisches Königsgrab in China: Ein Fenster in die Vergangenheit
In der zentralchinesischen Provinz Henan haben Archäologen ein etwa 5000 Jahre altes Grab entdeckt, das vermutlich einem prähistorischen König zugeordnet werden kann. Der Fundort, die Wangzhuang-Ruinen in der Stadt Yongcheng, enthüllt eine Vielzahl an Artefakten und bietet faszinierende Einblicke in eine längst vergangene Zeit.
Eine zufällige Entdeckung
Die Entdeckung des Grabes, das als M27 bezeichnet wird, erfolgte Ende 2021, als Einheimische bei Renovierungsarbeiten an Dorfteichen zufällig auf die Ausgrabungsstätte stießen. Die Stätte erstreckt sich über eine beeindruckende Fläche von 120.000 Quadratmetern und enthält eine Vielzahl von Artefakten, die auf eine komplexe und wohlhabende Gesellschaft hinweisen.
Reichtum und Handwerkskunst
Das Grab M27 allein umfasst mehr als 17 Quadratmeter und enthält sowohl Innen- als auch Außensärge. Die Archäologen fanden über 300 Artefakte, darunter mehr als 100 Keramikstücke, fast 200 kleine Jadefiguren, Knochenwerkzeuge und Tierreste. Besonders bemerkenswert sind die Schweinekiefer, die als Symbol für Reichtum galten. Insgesamt wurden bei den Wangzhuang-Ruinen bereits mehr als 350 Artefakte entdeckt.
Hinweise auf ein prähistorisches Königreich
Zhu Guanghua, außerordentlicher Professor an der Capital Normal University und Mitglied des Ausgrabungsteams, vermutet, dass es sich bei den Ruinen von Wangzhuang um die Hauptstadt eines prähistorischen Königreichs handeln könnte. Diese Annahme wird durch die reichhaltigen Grabbeigaben und die klare soziale Hierarchie gestützt, die in den 45 weiteren Gräbern der Dawenkou-Kultur, die in diesem Jahr entdeckt wurden, sichtbar ist.
Beschädigungen und Verluste
Leider ist das antike Grab stark beschädigt worden. Viele der wichtigen Artefakte wurden entfernt und zahlreiche steinerne Ritualklingen mutwillig zerschlagen. Zhu Guanghua berichtet, dass die meisten Skelettreste des Grabbesitzers fehlen, mit Ausnahme einiger Zehenknochen.
Kultureller Schmelztiegel
Die Funde deuten darauf hin, dass die Ruinen von Wangzhuang ein kultureller Schmelztiegel waren, in dem verschiedene Kulturen aufeinander trafen und sich gegenseitig beeinflussten. Die Gräber stammen aus der mittleren bis späten Phase der neolithischen Dawenkou-Kultur, die von etwa 4300 bis 2500 v. Chr. in den zentralchinesischen Provinzen Shandong, Anhui, Henan und Jiangsu verbreitet war.
Weitere bedeutende Entdeckungen
Im März wurde Wangzhuang von der chinesischen Nationalverwaltung für Kulturerbe als eine der "Top 10 archäologischen Neuentdeckungen des Jahres 2023" ausgewählt. Mitte April gaben Archäologen eine weitere wichtige Entdeckung bekannt: ein massives Grab aus der Zeit der Streitenden Reiche, das etwa 2.200 Jahre alt ist und zum Staat Chu gehört. Die Forscher vermuten, dass dieses Grab König Kaolie gehören könnte, der den Staat Chu von 262 v. Chr. bis 238 v. Chr. regierte.
Einblicke in die frühe chinesische Zivilisation
Die Ausgrabungen in Wangzhuang, die von Institutionen wie dem Henan Provincial Institute of Cultural Heritage and Archaeology, der Capital Normal University in Peking und dem Institute of Archaeology der Chinese Academy of Social Sciences durchgeführt werden, bieten wertvolle Einblicke in die frühe chinesische Zivilisation. Sie zeugen von der hochentwickelten Handwerkskunst und der kulturellen Komplexität der damaligen Gesellschaften.
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