Russisches Gericht verurteilt Volkswagen zu Millionen-Schadenersatz
Ein russisches Gericht hat den deutschen Autobauer Volkswagen zu einer Schadenersatzzahlung in Höhe von 16,9 Milliarden Rubel (etwa 180 Millionen Euro) an seinen ehemaligen Geschäftspartner GAZ verurteilt. Dies berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS. Die Summe soll als Ausgleich für entgangene Gewinne dienen, nachdem Volkswagen seine Aktivitäten in Russland eingestellt hatte.
Hintergrund der Entscheidung
Volkswagen hatte im Jahr 2007 ein eigenes Werk in Kaluga, rund 200 Kilometer südwestlich von Moskau, eröffnet. Doch die Zusammenarbeit mit dem russischen Auftragsfertiger GAZ wurde abrupt beendet, als Russland in die Ukraine einmarschierte. Volkswagen zog sich daraufhin aus dem russischen Markt zurück und stoppte die Produktion sowohl in Kaluga als auch im GAZ-Werk in Nischni Nowgorod.
GAZ, das für Volkswagen Fahrzeuge in Russland produzierte, verklagte daraufhin den deutschen Autobauer auf Schadenersatz in Millionenhöhe. Ursprünglich forderte GAZ eine Entschädigung von 28,4 Milliarden Rubel, unter anderem wegen nicht gelieferter Motoren. Eine Klage auf Einfrieren von Vermögenswerten von Volkswagen in Russland wurde jedoch abgewiesen.
Unklare Zukunft für Volkswagen in Russland
Ob Volkswagen die Schadenersatzsumme tatsächlich begleichen wird, bleibt unklar. Weder GAZ noch Volkswagen haben sich bisher zu dem Urteil geäußert. Es ist jedoch offensichtlich, dass der Rückzug aus Russland für viele westliche Unternehmen, darunter auch Volkswagen, erhebliche finanzielle Konsequenzen hat.
Verkauf der Fabrik in Kaluga
Nach monatelangen Verhandlungen mit den russischen Behörden verkaufte Volkswagen im Mai 2023 sein Werk in Kaluga für 125 Millionen Euro an den russischen Autohändler Avilon. Avilon erhielt damit die volle Kontrolle über die Volkswagen Group Rus und deren Tochtergesellschaften, einschließlich mehrerer Firmen, die Lastwagen der Marke Scania verkaufen.
Rückzug westlicher Autobauer aus Russland
Volkswagen ist nicht der einzige westliche Autobauer, der sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine aus dem Land zurückgezogen hat. Auch der französische Autobauer Renault übergab seine Mehrheitsbeteiligung am Lada-Hersteller Avtovaz für einen symbolischen Preis von einem Euro an den russischen Staat.
Der Rückzug westlicher Unternehmen hat zu einem drastischen Einbruch der Fahrzeugproduktion in Russland geführt. Laut dem Unternehmensverband AEB wurden im Jahr 2022 lediglich 450.000 Autos in Russland hergestellt, der niedrigste Stand seit dem Ende der Sowjetunion.
Fazit
Die Entscheidung des russischen Gerichts, Volkswagen zu einer hohen Schadenersatzzahlung zu verurteilen, zeigt einmal mehr die schwierige Lage westlicher Unternehmen in Russland. Die politischen Spannungen und der Rückzug aus dem russischen Markt haben erhebliche wirtschaftliche Folgen, die noch lange nachwirken könnten. Es bleibt abzuwarten, wie Volkswagen und andere betroffene Unternehmen auf diese Herausforderungen reagieren werden.
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