Sanierungspläne: Für Mieter wird es teuer
Die Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie und der Energieeffizienzrichtlinie wird für Mieter in Deutschland zu erheblichen finanziellen Belastungen führen. Laut einer Studie des Eigentümerverbandes Haus und Grund müssen sich Mieter auf deutliche Mietsteigerungen einstellen, sobald diese Richtlinien in nationales Recht umgesetzt werden. Die Berechnungen, die von den Zeitungen der Funke-Mediengruppe veröffentlicht wurden, zeigen, dass Mietern teils mehr als 1.000 Euro Mehrkosten im Jahr drohen.
Kaltmieten steigen durch Sanierung
Der Eigentümerverband hat zwei Szenarien für 1,22 Millionen Mehrfamilienhäuser analysiert, die sich im Besitz privater Vermieter befinden und insgesamt 6,22 Millionen Wohnungen umfassen. Werden diese Wohnungen auf den Energieeffizienzhausstandard 55 saniert, würden die Kaltmieten um 18,8 Milliarden Euro steigen. Zugleich würde es eine Energiekostenersparnis von rund 7,5 Milliarden Euro durch den besseren Zustand der Wohnung geben. Dennoch müssten Mieter unterm Strich 1,20 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche mehr zahlen. Bei einer 90 Quadratmeter großen Wohnung wären das Mehrkosten von 108 Euro im Monat beziehungsweise 1.296 Euro im Jahr.
Sanierung auf EH115-Standard
Auch eine Sanierung auf den etwas schwächeren EH115-Standard wäre für Mieter nicht warmmietneutral. Hier würden die Mehrkosten der Haus-und-Grund-Berechnung zufolge bei 60 Cent pro Quadratmeter liegen. Insgesamt wären bis 2045 Investitionen in Höhe von rund 393 Milliarden Euro für die Sanierung auf den EH55-Standard und 215 Milliarden Euro für Sanierungen auf den EH115-Standard notwendig.
Mieterbund fordert Reform der Modernisierungsumlage
Lukas Siebenkotten, Präsident des Deutschen Mieterbunds, fordert eine Reform oder Abschaffung der Modernisierungsumlage. „Im Status quo wird Warmmietenneutralität tatsächlich häufig nicht erreicht. Dies liegt insbesondere im System der Modernisierungsumlage begründet, die es den Vermietern und Vermieterinnen unter anderem freistellt, Fördermittel zu beantragen oder die Kosten an die Mieterinnen und Mieter weiterzugeben. Zudem erfolgt die Umlage unabhängig von der Höhe der Energieeinsparungen. Dieses System muss aus unserer Sicht abgeschafft, mindestens aber reformiert werden.“
Siebenkotten plädiert für die Einführung eines Drittelmodells, das die Kosten der energetischen Sanierung zwischen der Öffentlichen Hand, Mietern sowie Vermietern aufteilt. Dabei sollte die Modernisierungsumlage auf drei Prozent abgesenkt werden, im Gegenzug die Fördersätze für die Sanierung um 15 Prozent angehoben werden. „Damit rechnet sich das System für die Beteiligten“, sagte Siebenkotten.
Regierung soll an Vermieter und Mieter denken
Haus-und-Grund-Präsident Kai H. Warnecke appelliert an die Bundesregierung, sich „realistische und erreichbare Ziele“ zu setzen. „Es erscheint sehr fraglich, ob ein individualisierter Klimaschutz über Vorgaben an Einzelgebäude sozial und gesellschaftlich gerecht bewältigt werden kann“, sagte Warnecke den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Bundesregierung müsse sowohl die technischen Möglichkeiten als auch die finanziellen Belastungen für Vermieter und Mieter berücksichtigen. „Ein übermäßig hoher Standard wird die wirtschaftliche Tragfähigkeit überschreiten und damit die Umsetzung der Maßnahmen gefährden.“
In einer Zeit, in der die finanzielle Belastung für Bürger ohnehin steigt, sind solche Sanierungspläne ein weiteres Beispiel für die fehlgeleitete Politik der aktuellen Bundesregierung. Es braucht dringend eine Neuausrichtung, die sowohl die wirtschaftliche Realität als auch die Bedürfnisse der Bürger berücksichtigt. Die aktuelle Politik führt nur zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaft und erhöht den Druck auf die ohnehin schon stark belasteten Mieter und Vermieter.
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