Wohneigentum in Deutschland: Ein unerreichbarer Traum für viele?
Die Sehnsucht nach den eigenen vier Wänden ist in Deutschland groß, doch für viele bleibt sie unerfüllt. Mit einer Wohneigentumsquote von lediglich 42 Prozent rangiert Deutschland im europäischen Vergleich weit hinten – ein Zustand, der zunehmend in die Kritik gerät.
Warum ist Wohneigentum so selten?
Die Gründe für die niedrige Eigentumsquote sind vielfältig. Cornelia Dörries vom Verband Privater Bauherren weist auf lange Ausbildungszeiten und einen flexiblen Arbeitsmarkt hin, welche die Bildung von Eigenkapital erschweren. Hinzu kommen hohe Mieten und strenge Kreditvergabekriterien der Banken. Ein weiterer Faktor ist das knappe Immobilienangebot, das vor allem in Ballungsräumen die Preise in die Höhe treibt. Historische und demografische Gründe spielen ebenfalls eine Rolle. So kamen Zuwanderer traditionell als Mieter ins Land und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde vorrangig Mietwohnraum geschaffen.
Stadt-Land-Gefälle beim Wohneigentum
Die Verteilung des Wohneigentums zeigt ein klares Stadt-Land-Gefälle. Während in städtischen Gebieten die Eigentümerquote bei rund 20,9 Prozent liegt, führt das Saarland mit etwa 60 Prozent die Liste der Flächenländer an. Die ostdeutschen Bundesländer bilden aufgrund der DDR-Vergangenheit eine Ausnahme.
Die Vorteile des Mietens
Trotz der Sehnsucht nach Eigentum gibt es auch Argumente für das Wohnen zur Miete. Flexibilität im Lebenslauf, geringere Verantwortung für Instandhaltungen und ein starker Mieterschutz sprechen für das Mieten. Zudem ermöglicht ein großer Mietmarkt eine soziale Durchmischung in Wohnquartieren.
Wohneigentum als Altersvorsorge
Experten wie Till-Fabian Zalewski von Engel & Völkers betonen die Bedeutung von Wohneigentum für den Vermögensaufbau und die Alterssicherung. Insbesondere für Menschen mit niedrigem oder mittlerem Einkommen könnten sich daraus Vorteile ergeben, da im Alter weniger Rente für Wohnkosten aufgebracht werden müsste.
Was muss sich ändern?
Die Experten sind sich einig, dass die Einstiegshürden für den Kauf von Eigentum gesenkt werden müssen. Eine Absenkung der Grunderwerbssteuer und eine Entkoppelung der Notargebühren vom Wert des Objekts sind nur einige der geforderten Maßnahmen. Auch staatliche Bürgschaftsprogramme und verbilligte Darlehen könnten den Erwerb von Wohneigentum erleichtern.
Fazit: Handlungsbedarf für mehr Eigentum
Die Schaffung von Wohneigentum ist in Deutschland eine Herausforderung, die politisches Handeln erfordert. Die Senkung von Kaufnebenkosten, die Förderung von langfristigen Darlehen und eine Anpassung der Bauregulierungen könnten dazu beitragen, den Traum vom eigenen Heim für mehr Menschen erreichbar zu machen. Es bleibt abzuwarten, ob die politisch Verantwortlichen die notwendigen Schritte einleiten werden, um die Wohneigentumsquote in Deutschland zu erhöhen und somit einen Beitrag zur sozialen Stabilität und individuellen Freiheit zu leisten.
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