ZF plant umfassende Werksschließungen: Was bisher bekannt ist
Ende Juli hatte der Automobilzulieferer ZF einen massiven Stellenabbau angekündigt, und nun scheint das Unternehmen sogar ganze Standorte auf ihre Wettbewerbsfähigkeit zu überprüfen. Laut einer Unternehmenssprecherin gebe es einige Standorte, die nicht die notwendigen Ergebnisse erreichen. Diese müssten durch "Verbesserungsmaßnahmen" wieder wettbewerbsfähig gemacht werden.
Gefahr für Schließung in kleinen Werken besonders hoch
In einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa-AFX, die auf dem Finanzportal "boerse.de" veröffentlicht wurde, heißt es, dass die Fronten zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung von ZF derzeit verhärtet sind. "Es gibt eine Liste von Werken, die möglichst schnell dichtgemacht werden sollen", wird ZF-Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich in einem Interview mit dem "Handelsblatt" zitiert. Im Fokus des von McKinsey beratenen Vorstands stünden insgesamt über ein Drittel der 35 Inlandswerke.
Eine Analyse der "Wirtschaftswoche" anhand von Sanierungsplänen, internen Unternehmensdaten und Standortfaktoren zufolge ist bei 15 deutschen ZF-Standorten die Gefahr einer Schließung besonders groß. Dabei soll es sich insbesondere um kleinere Werke mit 300 oder weniger Mitarbeitern handeln. Demnach seien auch in größeren Standorten wie etwa Friedrichshafen Stellenstreichungen wahrscheinlich, Schließungen dagegen eher nicht.
ZF spricht von "möglichst sozialverträglicher Umsetzung"
Eine ZF-Sprecherin beschreibt den Prozess auf BR-Anfrage so, dass es zunächst darum gehe, in gemeinsamen Gesprächen mit der Arbeitnehmervertretung die Frage zu beantworten, was das Unternehmen tun könne, "um die Standorte in die wirtschaftliche Erfolgsspur zurückzubringen und die Arbeitsplätze mit zukunftsfähigen Produkten langfristig abzusichern." Nur wenn das nicht gelinge, kämen als letzte Möglichkeit ein Verkauf des Standorts oder dessen Schließung infrage. Der größte Standort von ZF befindet sich im unterfränkischen Schweinfurt.
Welche Potenziale für Stellenreduzierungen vorhanden seien, habe ZF zunächst aus der übergeordneten Perspektive der Bereiche und Produktlinien betrachtet und sie dann auf Standortebene abgeleitet. Darüber würden die Mitarbeitenden jetzt im Oktober intern informiert. Gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung solle dann "die möglichst sozialverträgliche Umsetzung" geprüft werden.
Schließung dreier Standorte außerhalb Bayerns bereits beschlossen
Wörtlich schreibt die ZF-Sprecherin: "Betriebsbedingte Kündigungen wollen wir vermeiden, wir können sie angesichts der herausfordernden Situation, in der sich die Zulieferbranche und ZF befinden, aber nicht ausschließen." Entschieden sei bereits, dass die Standorte Eitorf bei Bonn und Gelsenkirchen im Ruhrgebiet geschlossen werden.
ZF hat 2023 weltweit rund 168.700 Mitarbeiter beschäftigt und einen Umsatz von 46,6 Milliarden Euro erzielt. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben an 162 Produktionsstandorten in 31 Ländern vertreten. In Bayern beschäftigte ZF Ende vergangenen Jahres 18.650 Mitarbeiter, am größten Standort in Schweinfurt sowie in Aschaffenburg, Aschau, Passau, Thyrnau, Nürnberg, Regensburg, Ingolstadt, Auerbach und Bayreuth.
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