Erzgebirge im „Goldrausch“: Lithiumabbau verspricht neue Chancen und Herausforderungen
Im beschaulichen Altenberg im Erzgebirge könnte bald ein neues Kapitel der Bergbaugeschichte geschrieben werden. Die Zinnwald Lithium GmbH plant, unter Tage ein Bergwerk zu errichten, um das begehrte Leichtmetall Lithium abzubauen. Dieses silbrig-weiße Metall ist besonders für die Herstellung von wiederaufladbaren Batterien und Akkus von großer Bedeutung und wird daher auch als „weißes Gold“ bezeichnet.
Wachsender Bedarf und strategische Bedeutung
Der Bedarf an Lithium steigt kontinuierlich, insbesondere im Zuge der Energiewende. Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 ein Zehntel ihres Bedarfs an strategischen Rohstoffen aus eigener Förderung zu decken. Für die Energiewende und den Klimaschutz ist Lithium unverzichtbar. Das Vorkommen im Erzgebirge übertrifft dabei alle bisherigen Erwartungen. Durch neue Bohrungen konnte die Zinnwald Lithium GmbH die mineralischen Ressourcen von 125.000 Tonnen auf beeindruckende 429.000 Tonnen steigern.
Geplante Produktion und wirtschaftliche Auswirkungen
Das Unternehmen plant, jährlich bis zu 18.000 Tonnen Lithiumhydroxid zu produzieren, was für etwa 800.000 Elektroautos ausreichen würde. Geschäftsführer Marko Uhlig betont, dass dies einen wichtigen Beitrag zur Energie- und Mobilitätswende sowie zum Klimaschutz leisten werde. Wenn alles nach Plan verläuft, könnte der Abbau Ende des Jahrzehnts beginnen.
Fachkräftemangel und wirtschaftliche Herausforderungen
Doch der Weg zum Erfolg ist nicht frei von Hindernissen. Wie viele andere Industriezweige leidet auch die Zinnwald Lithium GmbH unter Fachkräftemangel. In Deutschland wurde seit Jahrzehnten kein neuer Bergbau eröffnet, was die Situation zusätzlich erschwert. Dennoch sollen bis zu 400 neue Arbeitsplätze in der Region entstehen, von Logistik über Ingenieurwesen bis hin zur Geologie und Vermessung. Das Unternehmen plant zudem, eigene Fachkräfte auszubilden.
Finanzierung und Widerstand
Die finanziellen Anforderungen sind enorm. Bislang wurden rund 25 Millionen Euro investiert, doch für die vollständige Umsetzung des Projekts sind mehr als 500 Millionen Euro erforderlich. Diese Summe soll durch Investoren aufgebracht werden, wobei eine Förderung durch Bund oder das Land Sachsen noch offen ist.
Zusätzlich sieht sich das Unternehmen mit Widerstand aus der Bevölkerung konfrontiert. In Bärenstein ist eine Aufbereitungsanlage und eine Deponie geplant, was eine Bürgerinitiative auf den Plan gerufen hat. Diese fürchtet Gefahren für die Natur und extreme Belastungen durch an- und abfahrende Lkw. Ein Vorschlag der Initiative ist eine Zusammenarbeit mit Tschechien, wo im nahegelegenen Cinovec ebenfalls eine Deponie am selben Erzkörper entstehen soll.
Ein Blick in die Zukunft
Obwohl der Weg steinig ist, könnte der „Goldrausch“ im Erzgebirge eine wirtschaftliche und ökologische Erfolgsgeschichte werden. Entscheidend wird sein, ob wirtschaftlich und ökologisch kluge Entscheidungen getroffen werden. Sollte dies gelingen, könnte der Lithiumabbau im Erzgebirge nicht nur die Region, sondern auch die deutsche Wirtschaft nachhaltig stärken und einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten.
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