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07.10.2024
07:48 Uhr

EZB plant erneute Zinssenkung im Oktober: Europas Wirtschaft am Scheideweg

EZB plant erneute Zinssenkung im Oktober: Europas Wirtschaft am Scheideweg

Die Europäische Zentralbank (EZB) steht vor einer erneuten Zinssenkung, die voraussichtlich am 17. Oktober beschlossen werden könnte. Der französische Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau, ein einflussreiches Mitglied des EZB-Rates, hat in einem Interview mit der Zeitung La Repubblica betont, dass eine weitere Senkung der Zinsen "sehr wahrscheinlich" sei.

Inflation und Wachstumsprognosen als Treiber der Entscheidung

Villeroy de Galhau verwies darauf, dass die Inflation in der Eurozone im September unter das 2%-Ziel der EZB gefallen ist. Die Kerninflation dürfte bis 2025 allmählich dieses Niveau erreichen. Die Markterwartungen für die Inflation im Jahr 2025 liegen jedoch bei weniger als 1,8%, was unter der EZB-Prognose liegt. Diese Entwicklung verschiebt das Gleichgewicht der Risiken, erklärte Villeroy. Während in den letzten zwei Jahren das Hauptrisiko darin bestand, das 2%-Ziel zu überschreiten, müsse nun auch das gegenteilige Risiko beachtet werden: das Unterschreiten des Ziels aufgrund schwachen Wachstums und einer zu langen restriktiven Geldpolitik.

Markterwartungen und wirtschaftliche Aussichten

Die Marktwetten deuten auf eine 90%ige Wahrscheinlichkeit hin, dass die EZB die Zinsen am 17. Oktober erneut senken wird. Dies wäre die dritte Zinssenkung seit Juni 2024, als der Einlagensatz von 4% auf derzeit 3,5% gesenkt wurde. Die wirtschaftlichen Aussichten in Europa bleiben düster, und Villeroy betonte, dass es keinen Grund für eine restriktive Geldpolitik gebe, wenn im nächsten Jahr nachhaltig eine Inflationsrate von 2% erreicht wird und die Wachstumsaussichten schlecht bleiben.

Ölpreise und geopolitische Risiken

Mit Blick auf die Spannungen im Nahen Osten und das Risiko eines Ölpreissprungs erklärte Villeroy, dass diese sehr volatile Situation sorgfältig beobachtet werden müsse. Solange Preisanstiege jedoch nur vorübergehend seien und nicht auf die Kerninflation übergreifen, sollte ein Anstieg des Ölpreises nicht unbedingt die Geldpolitik der EZB ändern.

Fazit und Ausblick

Die bevorstehende Entscheidung der EZB wird mit Spannung erwartet, da sie weitreichende Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft haben könnte. Die aktuelle wirtschaftliche Lage in Europa, geprägt von einer niedrigen Inflation und schwachem Wachstum, zwingt die Zentralbank dazu, ihre Geldpolitik weiter zu lockern. Dies könnte den Druck auf die Südländer der Eurozone, die stark auf niedrige Zinsen angewiesen sind, weiter erhöhen.

Während die EZB versucht, das fragile Gleichgewicht zwischen Inflation und Wachstum zu wahren, bleibt abzuwarten, wie sich die geopolitischen Spannungen und die volatilen Ölpreise auf die europäische Wirtschaft auswirken werden. In dieser unsicheren Zeit ist es wichtiger denn je, dass die EZB ihre Entscheidungen sorgfältig abwägt und die langfristigen Auswirkungen auf die Eurozone im Blick behält.

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