Ökonom Hans-Werner Sinn: "Deutschland steuert in die Deindustrialisierung"
Der renommierte Wirtschaftsexperte Hans-Werner Sinn übt scharfe Kritik an der deutschen Wirtschafts- und Energiepolitik der letzten Jahre. In einem ausführlichen Interview warnt der ehemalige Präsident des ifo-Instituts eindringlich vor einer fortschreitenden Deindustrialisierung Deutschlands.
Dramatischer Rückgang der Industrieproduktion
Die Zahlen, die Sinn präsentiert, sind alarmierend: Seit 2018 ist die deutsche Industrieproduktion um 15 Prozent eingebrochen, der Automobilbau sogar um 18 Prozent. Diese Entwicklung sei kein Zufall, sondern das direkte Ergebnis verfehlter politischer Entscheidungen.
"Es findet eine Deindustrialisierung statt. Die Industrie ist mit ihren Exporten das Rückgrat unserer Wirtschaft, sie macht ein Fünftel der Wirtschaftsleistung aus", warnt der Ökonom.
Ideologische Klimapolitik als Hauptursache
Als Hauptgrund für den wirtschaftlichen Niedergang identifiziert Sinn die seiner Meinung nach überzogene Klimapolitik der EU und der Bundesregierung. Besonders das Verbrennerverbot und unrealistische CO2-Vorgaben würden die deutsche Schlüsselindustrie massiv schwächen.
Kritik an der Energiewende
- Überhasteter Atomausstieg mitten in der Energiekrise
- Extreme Abhängigkeit von wetterabhängigen Energiequellen
- Höchste Strompreise weltweit belasten die Industrie
Klare Forderungen für die Zukunft
Der Ökonom fordert eine radikale Kehrtwende in der Wirtschafts- und Energiepolitik. Konkret empfiehlt er:
- Sofortige Wiedereröffnung der noch vorhandenen Atomkraftwerke
- Aufhebung des Verbrennerverbots
- Abbau überzogener Regulierungen
- Realistische Klimaziele statt ideologischer Vorgaben
Scharfe Kritik an der Politik
Besonders kritisch sieht Sinn die Kommunikation der Bundesregierung. Bundeskanzler Scholz habe den Bürgern mit seiner Aussage, die grüne Energie würde zu Wachstumsraten wie im Wirtschaftswunder führen, "etwas vorgemacht". Die Realität zeige das genaue Gegenteil.
"Wie kann man durch lauter Produktionsverbote Wachstum erzeugen? Das war eine völlig abwegige Behauptung", so der Ökonom.
Düstere Zukunftsprognose
Ohne einen grundlegenden Kurswechsel sieht Sinn schwarz für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die aktuelle Politik führe unweigerlich zu einem deutlichen Wohlstandsverlust für alle Bürger. Besonders die Automobilindustrie als "Herzstück unserer Wirtschaft" sei existenziell bedroht.
Der Ökonom schließt mit einer deutlichen Warnung: Wenn Deutschland seinen wirtschaftspolitischen Kurs nicht grundlegend ändere, drohe dem Land ein ähnliches Schicksal wie der einst stolzen britischen Industrie - der vollständige Niedergang.
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