Österreichs Energieversorgung am Scheideweg: Gazprom droht mit Lieferstopp
Die Beziehungen zwischen Österreich und Russland im Energiesektor stehen vor einer dramatischen Wende. Nach fast 65 Jahren kontinuierlicher Gaslieferungen könnte schon bald Schluss sein mit dem sibirischen Erdgas für die Alpenrepublik. Der russische Energieriese Gazprom hat angekündigt, die Lieferungen einzustellen - eine Entwicklung, die das Land vor neue Herausforderungen stellt.
Historische Energiepartnerschaft vor dem Aus
Die energiepolitische Verbindung zwischen Österreich und Russland reicht bis in die späten 1960er Jahre zurück. Als erstes blockfreies Land hatte Österreich damals begonnen, günstige Energieimporte aus der Sowjetunion zu beziehen. Diese Tradition setzte sich auch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs fort. Noch im Dezember 2023 stammten beachtliche 98 Prozent der österreichischen Erdgasimporte aus Russland.
Juristischer Streit als Auslöser
Der aktuelle Konflikt entstand durch einen Rechtsstreit zwischen der österreichischen OMV und Gazprom. Ein internationales Schiedsgericht hatte der OMV einen Schadensersatz in Höhe von 230 Millionen Euro zugesprochen - eine Entscheidung, die Gazprom offenbar nicht akzeptieren will. Als Reaktion kündigte der russische Konzern die Einstellung der Lieferungen an.
Österreichs Energiemix: Zwischen Abhängigkeit und Autarkie
Die energiewirtschaftliche Situation Österreichs zeigt sich durchaus differenziert:
- 35 Prozent der Primärenergieträger stammen aus heimischer Produktion
- 87,6 Prozent der inländischen Erzeugung basiert auf erneuerbaren Energien
- Dennoch müssen etwa 65 Prozent des Gesamtenergiebedarfs importiert werden
Vorbereitung auf neue Realitäten
Die österreichische Regierung gibt sich trotz der drohenden Liefereinstellung gelassen. Die Gasspeicher sind zu 90 Prozent gefüllt, und alternative Bezugsquellen wurden bereits erschlossen. Die OMV verfügt über Anteile an einem LNG-Terminal in Rotterdam und fördert zusätzlich Gas in Norwegen.
Kritische Phase ab 2025
Eine besondere Herausforderung könnte Anfang 2025 entstehen, wenn ein wichtiger Transitvertrag für russisches Gas durch die Ukraine ausläuft. Dies könnte erhebliche Auswirkungen auf die Versorgungssituation in Mittelosteuropa haben. Österreich, Ungarn und die Slowakei wären besonders betroffen, da sie bisher etwa 65 Prozent ihres Gasbedarfs über diese Route decken.
"Niemand wird in Österreich aufgrund einer Gasmangellage frieren und keine Wohnung wird in Österreich kaltbleiben", versichert Bundeskanzler Karl Nehammer der Bevölkerung.
Diese optimistische Einschätzung der Regierung wird sich in den kommenden Monaten bewähren müssen. Die Suche nach alternativen Energiequellen und die Stärkung der eigenen Energieunabhängigkeit dürften dabei zu den wichtigsten politischen Aufgaben gehören.
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