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25.07.2024
13:21 Uhr

Selbstzensur in den US-Medien: Kritische Artikel über Kamala Harris werden umgeschrieben

Selbstzensur in den US-Medien: Kritische Artikel über Kamala Harris werden umgeschrieben

Tage nachdem Kamala Harris sich de facto die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten gesichert hat, schreiben diverse US-Medien alte, kritische Berichte über sie um. Es wird berichtet, dass sie für die US-Grenzpolitik zuständig war oder als linkeste US-Senatorin gerankt wurde.

Das prominente US-Nachrichtenportal Axios schrieb am Donnerstag: „In den letzten Tagen wurde Harris vom Trump-Wahlkampfteam und den Republikanern wiederholt der Titel ‚Grenzzarin‘ verliehen – den sie eigentlich nie innehatte.“ Drei Jahre zuvor hatte das Medium jedoch selbst geschrieben: „Harris, die von Biden zur Grenzzarin ernannt wurde, sagte, sie werde sich mit den ‚Grundursachen‘ der Migration befassen.“ Der Begriff „Zar“ ist im amerikanischen Politbetrieb ein gängiger informeller Titel für jemanden, der vom Präsidenten als Chef oder Beauftragter für einen bestimmten Bereich ausgewählt wurde.

Statt die Absurdität des Vorwurfs gegen die Republikaner einzugestehen, änderte Axios nun den Artikel mit dem Verweis, dass man nicht etwa jetzt falsch lag, sondern 2021 als man Harris‘ Rolle als Grenz-Beauftragte beschrieb. „Axios gehörte zu den Medien, die Harris im Jahr 2021 fälschlicherweise als ‚Grenzzarin‘ bezeichneten“, steht dort jetzt.

Das Desaster an der Grenze ist ein entscheidender Schwachpunkt der Biden-Harris-Administration. Unter ihrer Zeit kamen etwa 10 Millionen illegale Migranten in die USA. Kein Wunder, dass dies für die Republikaner ein Top-Thema ist. Doch Axios war nicht das einzige Medium, das sich in Selbstzensur zu Harris‘ politischer Rolle übte.

Selbstzensur auch bei GovTrack

Auch das eigentlich überparteiliche Portal GovTrack, das die parlamentarischen Tätigkeiten von Kongressabgeordneten und Senatoren auflistet und analysiert, ändert nun plötzlich ihr Profil über ihre Zeit als Senatorin. Das Textfragment „[...], insbesondere angesichts unserer Einstufung als linkeste Senatorin im Jahr 2019, basierend auf ihrer Mitunterstützung [von Gesetzesentwürfen]. Aber wenn man sich die von ihr eingebrachten Gesetze ansieht, sieht die Sache ganz anders aus – beurteilen Sie es selbst.“ wurde am 24. Juli 2024 entfernt, wie GovTrack selbst zugibt.

Basierend auf den Gesetzesentwürfen, die Harris als „Co-Sponsor“ unterstützt hatte, wurde sie 2019 als linkeste Abgeordnete im US-Senat eingestuft, sogar links von Bernie Sanders. Republikaner brachten dies seitdem immer wieder als Kritik an ihr zur Sprache – gerade jetzt, da sie Präsidentschaftskandidatin ihrer Partei ist. GovTrack verpasste dem Ganzen ein neues Framing: „Nach Abschluss der Legislaturperiode 2019–2020 zeichneten die Statistiken für die gesamte Sitzungsperiode und für Harris‘ gesamte Amtszeit im Senat ein anderes Bild.“

Diese neue Darstellung kam jedoch erst 2024, fast vier Jahre nachdem jene Legislaturperiode zu Ende ging und zufällig Tage nachdem Harris erneut Präsidentschaftskandidatin der Demokraten wurde. Es scheint, als ob die Medienlandschaft in den USA zunehmend bereit ist, ihre eigenen Narrative zu ändern, um politische Favoriten zu schützen.

Diese Entwicklungen werfen ernsthafte Fragen zur Integrität und Unabhängigkeit des Journalismus auf. Wenn Medien beginnen, ihre eigenen Berichte umzuschreiben, um politische Kandidaten zu unterstützen, wer schützt dann noch die Wahrheit? Diese Selbstzensur könnte langfristig das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Medien weiter untergraben und die politische Landschaft der USA nachhaltig beeinflussen.

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