Türkei und Russland: Atomkraftwerk-Projekt durch westliche Sanktionen erheblich verzögert
Die Türkei plant den Bau eines Atomkraftwerks, wobei Russland als Partner fungiert. Doch westliche Sanktionen behindern das Vorhaben massiv und führen zu erheblichen Verzögerungen.
Westliche Sanktionen als Hindernis
In Ankara und Frankfurt gibt es neue Schwierigkeiten beim Bau des lange geplanten Akkuyu-Atomkraftwerks in der Türkei. Alexei Likhachev, der Generaldirektor des russischen Atom-Unternehmens Rosatom, hatte bereits im Juli mitgeteilt, dass „die Amerikaner“ für eine Verzögerung verantwortlich seien. Laut Likhachev hätten sie das für das 25-Milliarden-Dollar-Projekt gedachte Geld „beschlagnahmt“. Diese Information stammte damals von der russischen Nachrichtenagentur TASS und wurde von Newsweek aufgegriffen.
Fehlende Teile und Alternativen
Der Bau des ersten türkischen Kernkraftwerks durch den russischen Staatskonzern Rosatom verzögert sich nach Regierungsangaben durch fehlende Teile von Siemens Energy weiter. Rosatom sehe sich deshalb in China nach Alternativen um, sagte Energieminister Alparslan Bayraktar am Mittwoch nach Angaben der staatlichen Agentur Anadolu. Die ausbleibenden Lieferungen von Siemens Energy dürften den Start des ersten Reaktors um einige Monate verzögern. „Es gibt Alternativen“, sagte der Minister. „Rosatom hat bereits alternative Teile bei chinesischen Firmen bestellt, und sie werden aus China kommen.“
Spannungen mit Siemens Energy
Die Türkei erwägt Geldstrafen gegen Siemens Energy, obwohl sie seit Jahren mit dem deutschen Unternehmen zusammenarbeitet. „Diese Haltung wird uns dazu veranlassen, ihre Position bei zukünftigen Projekten in Frage zu stellen“, fügte Bayraktar hinzu. Ein Sprecher von Siemens Energy erklärte, dass einige Teile schon vor langer Zeit geliefert worden seien. Seit einem guten Jahr aber nicht mehr, weil die Export-/Zollgenehmigungen noch fehlten. „Wir müssen natürlich die Exportbestimmungen einhalten“, erklärte der Sprecher.
Deutschland als vermeintlicher Störfaktor
Die türkische Regierung geht davon aus, dass die ausbleibenden Lieferungen mit den westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs zusammenhängen könnten, sagte Bayraktar. Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte im Juli, dass Deutschland die Ausfuhr einiger für die Akkuyu-Anlage benötigten Teile nicht zulasse. „Dies hat uns ernsthaft beunruhigt. Ich habe den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz bei unserem bilateralen Treffen daran erinnert“, sagte Erdogan damals auf dem Rückflug von einem Nato-Gipfel in Washington zu Reportern.
Historischer Kontext und politische Implikationen
Die Kooperation zwischen der Türkei und Russland im Bereich der Atomkraft ist nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein geopolitisches Signal. In Zeiten, in denen westliche Sanktionen versuchen, Russland wirtschaftlich zu isolieren, zeigt die Türkei, dass sie bereit ist, alternative Partnerschaften einzugehen. Dies könnte als ein Zeichen der Unabhängigkeit und Eigenständigkeit der türkischen Außenpolitik interpretiert werden.
Die Verzögerungen beim Bau des Akkuyu-Atomkraftwerks werfen jedoch Fragen auf, wie effektiv die westlichen Sanktionen tatsächlich sind und inwieweit sie langfristige strategische Projekte beeinflussen können. Die Tatsache, dass Russland nun auf China als Lieferanten ausweicht, zeigt, dass Sanktionen oft nur begrenzte Wirkung haben, wenn alternative globale Partnerschaften bestehen.
Für die deutsche Wirtschaft und Politik könnte dieser Fall ebenfalls weitreichende Konsequenzen haben. Die Spannungen mit Siemens Energy und die möglichen Strafmaßnahmen der Türkei könnten zukünftige Projekte und Geschäftsbeziehungen belasten. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklungen auf die internationale Zusammenarbeit und die geopolitischen Machtverhältnisse auswirken werden.
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