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10.07.2024
12:52 Uhr

US-Gewerbeimmobilien: Crash könnte Probleme im Ausland verstärken

US-Gewerbeimmobilien: Crash könnte Probleme im Ausland verstärken

Die Gewerbeimmobilienbranche in den USA steht vor einem massiven Umbruch. Die Coronakrise und die damit verbundenen hohen Zinsen haben zu erheblichen Leerständen und steigenden Finanzierungskosten geführt. Dies hat einen Teufelskreis ausgelöst, der die Branche in den USA stark belastet. Doch die Auswirkungen könnten weit über die Landesgrenzen hinaus spürbar sein.

Investoren wittern Chancen

Während die Krise für viele Marktteilnehmer bedrohlich erscheint, sehen einige Investoren in den USA eine der besten Gelegenheiten seit einer Generation. Private-Equity-Firmen positionieren sich bereits, um von den günstigen Preisen zu profitieren. Laut Daten von Preqin sind etwa 64 % der 400 Milliarden Dollar, die für Immobilien-Investitionen bereitgestellt wurden, für Nordamerika bestimmt – der höchste Anteil seit zwei Jahrzehnten.

Diese Fokussierung auf den US-Markt könnte jedoch dazu führen, dass andere Teile der Welt weniger Beachtung finden. Die Abwicklung von notleidenden Krediten und Immobilien in Europa und Asien könnte sich verzögern, da die Nachfrage dort geringer ist. Dies könnte zu weiter sinkenden Werten oder einer Stagnation in diesen Märkten führen.

Ein Tsunami an notleidenden Vermögenswerten

Experten wie Rebel Cole, Finanzprofessor an der Florida Atlantic University, warnen vor einem bevorstehenden Tsunami an notleidenden Vermögenswerten. Die Mortgage Bankers Association schätzt, dass in diesem Jahr in den USA fast eine Billion Dollar an Schulden im Zusammenhang mit Gewerbeimmobilien fällig werden. Die zunehmenden Zahlungsausfälle eröffnen Käufern von notleidenden Vermögenswerten zahlreiche Möglichkeiten.

John Brady, globaler Leiter der Immobilienabteilung bei Oaktree Capital Management, betonte kürzlich, dass wir an der Schwelle zu einem der bedeutendsten Zyklen für notleidende Immobilien-Investitionen der letzten 40 Jahre stehen könnten. Die hohen Preisnachlässe in den USA machen die Branche für Investoren äußerst attraktiv.

Globale Auswirkungen

Die starke Ausrichtung auf den US-Markt könnte jedoch negative Folgen für andere Regionen haben. In Europa und Asien könnten die „Bottom Feeder“ – Investoren, die extrem niedrige Angebote machen – die Hauptbieter sein. Dies könnte zu weiter sinkenden Werten oder einer Stagnation führen, da Verkäufer und Kreditgeber sich weigern, auf diese niedrigen Angebote einzugehen.

Omar Eltorai, Forschungsdirektor beim Datenanbieter Altus Group, weist darauf hin, dass die starke nordamerikanische Wirtschaft, tiefere Märkte und die Währungsstärke zu einer verzögerten Markterholung außerhalb der Region beitragen könnten.

Schrumpfender Pool an Private-Equity-Kapital

Obwohl die USA für Private-Equity-Käufer attraktiv erscheinen, ist der Gesamtpool an Private-Equity-Kapital für Gewerbeimmobilien geschrumpft. Laut Preqin-Daten sank der von Unternehmen weltweit für Immobilien-Kreditstrategien bereitgestellte Betrag bis Mai um 26 % auf 56,1 Milliarden Dollar im Vergleich zu Ende 2021. Dies könnte das Interesse von Käufern an notleidenden Gewerbeimmobilien-Krediten in anderen Regionen einschränken.

Charles McGrath, Associate Vice President bei Preqin, betont, dass das „trockene Pulver“ abnimmt. Höhere Kreditkosten führen zu einem starken Rückgang bei der Mittelbeschaffung und bei Transaktionen.

Unsicherheit in Europa

In Europa gibt es zudem Zweifel an der Solidität der Bewertungen von Immobilien und Krediten. Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung warnte in einem Bericht, dass die Bewertungen möglicherweise nicht immer den wahren Wert der Vermögenswerte widerspiegeln.

In Deutschland aktualisieren Banken die Bewertungen von finanzierten Gebäuden weniger regelmäßig als vergleichbare Institute in den USA. Dies bedeutet, dass es länger dauert, bis Probleme an die Oberfläche kommen. Die Verzögerung bei den Abschreibungen könnte dazu führen, dass eine große Welle von Zahlungsausfällen und Verkäufen von Vermögenswerten in den Bilanzen ansteht.

Jose Manuel Campa, Vorsitzender der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde, betonte gegenüber Bloomberg TV, dass die Situation sich wahrscheinlich noch verschlimmern wird. Ein weiterer Anstieg der notleidenden Kredite sei zu erwarten.

Die Entwicklungen in den USA und deren Auswirkungen auf die globalen Märkte zeigen einmal mehr, wie vernetzt und anfällig das weltweite Finanzsystem ist. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage weiterentwickeln wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Krise zu bewältigen.

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