Ex-Kanzler Gusenbauer: EZB teilschuldig an Signa-Pleite
Die Implosion des österreichischen Signa-Imperiums, zu dem auch die deutsche Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehört, wirft weiterhin schwere Wellen in der Wirtschaftswelt. Der Aufsichtsratsvorsitzende und ehemalige österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer sieht in der Expansion des Immobilienkonzerns in den Handel einen gravierenden Fehler und weist der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Mitschuld an der Misere zu.
Die Last der Fehlentscheidungen
Es ist eine bittere Erkenntnis, die Gusenbauer in einem Interview mit dem ORF Radio teilte: Die Bemühungen, im Einzelhandel Fuß zu fassen, hätten sich als kostspieliger Irrtum erwiesen. Der Glaube, es besser machen zu können als der Wettbewerb, hat demnach zu enormen finanziellen Verlusten geführt. Die dadurch fehlende Liquidität im Immobiliensegment wiegt schwer.
Kritik an der EZB
Die EZB steht im Fokus der Kritik des Ex-Kanzlers. Gusenbauer moniert, dass die Einzelprüfung der Zentralbank, die zu einer strengeren Haltung der Banken gegenüber Signa führte, nicht der regulatorischen Aufgabe der EZB entspreche. Die darauffolgende Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe habe der Bewältigung der Krise nicht gedient. Zudem habe die Abkehr von der jahrelangen Nullzinspolitik und die Zinserhöhungen, gepaart mit hoher Inflation und Kostendruck, die Immobilien-Transaktionen nahezu lahmgelegt.
Ein Blick auf die wirtschaftlichen Folgen
Die Konsequenzen sind dramatisch: Nicht nur die Immobilienfirmen, sondern auch die Handelssparte des Konzerns sind ins Wanken geraten. Die österreichische Möbelkette kika/Leiner meldete kurz nach dem Verkauf Insolvenz an, und in Deutschland hat Galeria Karstadt Kaufhof kürzlich erneut Insolvenz beantragt. Der Niedergang betrifft Tausende von Arbeitnehmern und zieht weite Kreise bis hin zu den deutschen Steuerzahlern, die dem Konzern finanzielle Unterstützung gewährten.
Die Lehren aus der Krise
Die Signa-Pleite sollte als mahnendes Beispiel dienen. Die Risiken einer zu ambitionierten Expansion und der Einfluss externer Faktoren wie politische Entscheidungen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen dürfen nicht unterschätzt werden. Es zeigt sich, dass traditionelle Geschäftsmodelle und konservative Finanzstrategien ihre Berechtigung haben, insbesondere in unsicheren Zeiten.
Die Verantwortlichen müssen nun die richtigen Schlüsse ziehen und sich auf Stabilität und nachhaltiges Wachstum konzentrieren. Es ist an der Zeit, dass die Wirtschaft zu ihren Grundfesten zurückkehrt und sich auf solide, bewährte Prinzipien stützt, um ähnliche Katastrophen in der Zukunft zu vermeiden.
Fazit
Die Signa-Affäre ist ein schmerzhaftes Lehrstück über die Folgen von Übermut und die Bedeutung einer umsichtigen Finanzpolitik. Während die EZB sicherlich nicht alleinige Schuld trägt, ist es unerlässlich, dass Regulierungsbehörden ihre Rolle im Kontext der Gesamtwirtschaft betrachten und nicht durch kurzfristige, isolierte Maßnahmen die Stabilität ganzer Unternehmen gefährden.
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