EZB vor historischer Zinswende: Stournaras kündigt Zinssenkungen für 2024 an
Die Europäische Zentralbank (EZB) steht offenbar vor einer deutlichen geldpolitischen Wende. Nach Jahren der Zinserhöhungen zur Inflationsbekämpfung deutet sich nun eine Phase sinkender Leitzinsen an. Der griechische Zentralbankchef und EZB-Direktor Yannis Stournaras ließ auf dem "Future of Greek Finance Symposium" in Athen die Katze aus dem Sack.
Erste Zinssenkung bereits im Dezember?
Nach Aussage von Stournaras sei eine Zinssenkung um 25 Basispunkte im Dezember "mehr oder weniger beschlossene Sache". Dies würde bedeuten, dass der aktuell bei 3,25 Prozent liegende Einlagensatz erstmals seit Beginn der Zinserhöhungen wieder gesenkt würde. Bemerkenswert erscheint dabei die Deutlichkeit, mit der sich der sonst eher zurückhaltende Notenbanker positioniert.
Inflation sinkt schneller als erwartet
Als Hauptgrund für den geldpolitischen Kurswechsel führt Stournaras die überraschend schnell sinkende Inflation an. Die Teuerungsrate könnte nach seiner Einschätzung bereits im ersten oder zweiten Quartal 2025 das EZB-Ziel von zwei Prozent erreichen - deutlich früher als bislang prognostiziert.
"Die Inflation fällt jetzt schneller als in unseren Prognosen vom September angenommen", erklärte der griechische Notenbanker während seiner Rede in Athen.
Trump als Risikofaktor für die Eurozone
Interessant erscheinen die Ausführungen des EZB-Direktors zu möglichen geopolitischen Risiken. Eine potenzielle Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten könnte durch protektionistische Maßnahmen wie neue Zölle die wirtschaftliche Entwicklung in Europa massiv beeinträchtigen. Stournaras warnt sogar vor einer möglichen Rezession und Deflationsphase.
Ausblick auf weitere Zinssenkungen
Der griechische Zentralbankchef stellte weitere Zinssenkungen in Aussicht. Die Leitzinsen könnten bis Ende 2025 auf "nahe 2 Prozent" fallen. Allerdings betonte er auch, dass man sich trotz der geplanten Lockerung noch immer in einem restriktiven Bereich befinde.
Kritische Betrachtung der EZB-Politik
Die angekündigte geldpolitische Wende wirft durchaus Fragen auf. Während die EZB die Inflation offenbar erfolgreich bekämpft hat, drohen nun neue Gefahren durch eine möglicherweise zu frühe Lockerung der Geldpolitik. Die Erfahrung zeigt, dass vorschnelle Zinssenkungen das Risiko einer erneuten Inflationswelle bergen können.
Zudem erscheint es bemerkenswert, dass die EZB ihre geldpolitischen Entscheidungen offenbar auch von der US-Präsidentschaftswahl abhängig macht. Dies könnte als Zeichen der Schwäche der europäischen Währungsunion interpretiert werden, die sich eigentlich unabhängig von amerikanischen Entwicklungen positionieren sollte.
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