Interpol warnt: Staaten drohen den Kampf gegen die Mafia zu verlieren
Der scheidende Generalsekretär von Interpol, Jürgen Stock, schlägt Alarm. Angesichts der wachsenden Macht international operierender mafiöser Organisationen sieht er die Gefahr, dass Staaten den Kampf gegen die transnationale organisierte Kriminalität verlieren könnten. Diese Banden hätten mittlerweile das Potenzial, selbst Industrieländer zu destabilisieren, so Stock in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur in New York.
Globale Ausbreitung der Mafia
Stock, der im November nach zehn Jahren im Amt zurücktritt, betont, dass sich früher regional agierende mafiöse Gruppen inzwischen weltweit ausgebreitet hätten. „Sie sind zu globalen Verbrechern geworden, sie agieren wie globale Unternehmen“, sagte er. Diese kriminellen Netzwerke verfügten über immense Ressourcen, um unter anderem den Menschen- und Waffenhandel voranzutreiben.
Kokain als besonders großes Problem
Ein Hauptproblem sei laut Stock der Drogenhandel, der auch in Zentraleuropa, insbesondere in Deutschland, an Bedeutung gewinne. Besonders Kokain stelle ein wachsendes Problem dar. Trotz zahlreicher Rekordfunde in europäischen Häfen wie Antwerpen, Rotterdam und Hamburg, blieben Preis und Angebot auf den Straßen unverändert – ein klares Zeichen, dass kein Mangel bestehe. Schätzungen zufolge würden lediglich 15 bis 20 Prozent der eingeführten Drogen beschlagnahmt.
Gefahr durch Fentanyl
Besonders gefährlich sei die zunehmende Verbreitung des synthetischen Opioids Fentanyl, das sich in Europa einschleiche. Fentanyl ist etwa 50-mal stärker als Heroin und bereits zwei Milligramm gelten als potenziell tödlich. In den USA hat das Opioid bereits zu einem massiven Drogenproblem mit Zehntausenden Toten geführt.
Korruption in den Häfen
Ein weiteres Problem sei die Korruption in den Häfen, die den Zustrom von Drogen ermögliche. Viele örtliche Polizeichefs beklagten sich über korrupte Hafenbehörden und Mitarbeiter. Diese Korruption erschwere den Kampf gegen den Drogenschmuggel erheblich.
Revierkämpfe in Europa
Entlang der Schmuggelrouten und auch am Ende der illegalen Lieferkette komme es immer wieder zu Gewalt. Lokale Banden organisierten den Straßenverkauf und kämpften um ihr Revier. Besonders in Schweden, Belgien und den Niederlanden sei dies ein Problem, aber auch in Teilen Deutschlands gebe es Anzeichen für solche Revierkämpfe.
Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit
Um der Gefahr durch die Mafia zu begegnen, betont Stock die Notwendigkeit einer verstärkten Zusammenarbeit der nationalen Strafverfolgungsbehörden. Die Behörden müssten die zehn bis 15 größten kriminellen Gruppen gezielt ins Visier nehmen, um effektiv gegen die Bedrohung vorzugehen.
Die aktuelle Lage zeigt deutlich, dass die internationale Gemeinschaft dringend handeln muss, um die wachsende Bedrohung durch die organisierte Kriminalität einzudämmen. Nur durch entschlossene und koordinierte Maßnahmen können die Staaten verhindern, dass die Mafia weiter an Macht gewinnt und die Gesellschaft destabilisiert.
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