IW-Studie: Deutschland benötigt jährlich 372.600 neue Wohnungen
Die Wohnungsnot in Deutschland bleibt ein drängendes Problem. Laut einer aktuellen Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln müssten jährlich 372.600 neue Wohnungen gebaut werden, um den Bedarf zu decken. Dies berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe unter Berufung auf das Dokument.
Langfristiger Rückgang des Bedarfs erwartet
Die IW-Forscher prognostizieren jedoch, dass der Bedarf an neuen Wohnungen langfristig zurückgehen wird. Ab dem Jahr 2026 soll sich der jährliche Bedarf auf 257.400 Wohnungen verringern, da vielerorts die Bevölkerungszahlen rückläufig sein werden. Diese Effekte würden vor allem in den 2030er Jahren deutlich spürbar werden.
Besonders angespannter Wohnungsmarkt in Großstädten
In den sieben größten Städten Deutschlands fehlen laut der Studie in diesem und im nächsten Jahr jeweils 72.200 neue Wohnungen. Besonders in Berlin ist der Wohnungsmangel eklatant: Hier fehlen 31.300 neue Wohnungen. In Hamburg fehlen 12.400, in München 8.900 und in Köln 7.500 neue Wohnungen.
Die Studienautoren Philipp Deschermeier, Ralph Henger und Julia Sprenger betonen, dass zwar alle Top-7-Städte ihre derzeitigen Bedarfe nicht decken können, der Wachstumsdruck in Städten wie Frankfurt, Düsseldorf und München jedoch so stark nachlassen wird, dass sie mit ihrem derzeitigen Wohnungsbauniveau langfristig ausreichend neue Wohnungen erstellen könnten.
Politik in der Verantwortung
Die Autoren der Studie geben der Politik eine deutliche Mitschuld am derzeitigen Zustand des Wohnungsmarktes. „Der Wohnungsbau steckt in einer veritablen Krise. Vielerorts werden im Vergleich zu den hohen Wohnungsbedarfen zu wenige neue Wohnungen gebaut. Die zu geringe Bautätigkeit hat vielerlei Ursachen, fußt aber größtenteils auf einer falschen Politik, der es seit Jahren nicht gelingt, die Voraussetzungen für mehr Wohnungsbau zu schaffen,“ schreiben sie.
Bemängelt wird unter anderem die unterschiedliche föderale Gesetzgebung, hohe Baustandards wie das Effizienzhaus 55 sowie das Fehlen einer bundeseinheitlichen Bauordnung. Diese Faktoren tragen erheblich dazu bei, dass dringend benötigter Wohnraum nicht in ausreichendem Maße geschaffen wird.
München als Vorreiter beim Wohnungsbau
Gemessen an der Bevölkerungszahl sei zuletzt in München am meisten gebaut worden. In der bayerischen Landeshauptstadt hätten 93 Prozent des Bedarfs gedeckt werden können. In Köln hingegen sei die Differenz zwischen dem Bedarf an Wohnraum und den fertiggestellten Wohnungen bundesweit unter den Metropolen am größten. Lediglich 37 Prozent des Bedarfs hätten in den vergangenen drei Jahren gedeckt werden können.
Die Ergebnisse der IW-Studie sind ein Weckruf an die Politik, endlich die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Wohnungsbau in Deutschland anzukurbeln. Ohne eine deutliche Verbesserung der politischen Maßnahmen wird die Wohnungsnot insbesondere in den Großstädten weiter zunehmen und die soziale Ungleichheit verschärfen.
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